„Ich mag Wien, denn man ist schnell in anderen Städten und Ländern“. Mit solchen Aussagen mache ich mir bei einigen stolzen Wienern keine wirklichen Freunde  auch wenn die Aussage stimmt, wie man auf der Landkarte unschwer erkennt. Man ist verdammt schnell über diverse Grenzen drüber.

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Kartenmaterial OpenStreetMap. Lizenzhinweis: www.openstreetmap.org/copyright oder www.opendatacommons.org/licenses/odbl

Dabei es geht mir nicht darum, Wien auf dem schnellsten Wege fluchtartig zu verlassen, sondern um die grandiose Möglichkeit, einfach mal an einem Nachtmittag in einem anderen Land  Kaffee zu trinken oder auch zu tauchen. Hegyeshalom mit seinem Baggersee stand schon länger auf meiner to-dive Liste, nun war es soweit.

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Die Fahrt geht eine knappe Stunde über die Autobahn nach Ungarn, nach der Grenze fährt man zunächst durch Hegyeshalom.  Es ist einer dieser typischen kleinen  Grenzorte, wie man sie entlang Österreichs Grenzen immer wieder findet. Etwas verfallen und heruntergekommen, strahlt Hegyeshalom einen nostalgischen Charme aus, der mich sofort gefesselt hat. Weiter geht es auf eine Schotterpiste  an den See.  Über den gemähten Feldern brannte die Sonne auf die gelben Stoppel, der Wind pustete Staubwolken über die Straße. Ich hatte das Gefühl, bereits mehrere tausend Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt zu sein.

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Auf der Strecke stehen schon die ersten Hinweise, dass hier getaucht wird. Der mit Deepex gekennzeichnete Spot war unser Ziel.

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Der Wachmann am See winkt Taucher durch. Am Ende des Parkplatzes findet man  die Tauchschule H2O Diving Academy mit  Zelt, einem Kompressor, und anderen Annehmlichkeiten, Toiletten gibt es auch. Für € 7 Unkostenbeitrag darf im Schatten sitzen, die Infrastruktur nutzen und tauchen gehen. Flaschen füllen kostet sparsame € 6, was fair ist, wenn man bedenkt, dass H2O alles, was dort steht, jedes Wochenende ab-und aufbauen muss.

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Der Einstieg erfolgt direkt vom Ufer aus, anziehen und reingehen. Da es keine Badegäste gibt, kann man gemütlich zum Wasser vorgehen und sich ausbreiten, wo auch immer man fröhlich ist.

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Ich habe mein Herz an diesen kleinen Sonnenbarsch verloren, der wie ein Nemo immer wieder erfolglos die Kameras angegriffen hat und versuchte, mich in den Finger zu zwicken.

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Auch größere Bewohner trifft man, Welse haben es sich in versenkten Autowracks gemütlich gemacht und lassen sich auch von den nervigen Fotografen nicht so schnell verscheuchen.

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Der See ist bis zu 36 Metern tief, für Taucher wurden hier alle möglichen Dinge wie Autos, Käfige und Röhren versenkt. Die Sicht war an diesem Wochenende angeblich relativ schlecht, es sind wohl Sichtweiten bis zu 10 Metern drin.

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Der See in Hegyeshalom ist eine wirklich gute Alternative zum Neufelder See. Die Tauchgänge haben großen Spaß gemacht. Generell sind weniger Taucher unterwegs als an vielen anderen Seen in Österreich. Außerdem es gibt keine Badegäste. Das führt nicht nur zu besseren Sichtweiten, sondern auch einfach zu mehr Platz.  Freue mich schon, meinen kleinen Sonnenbarsch bald wieder zu besuchen.

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Ohne die Organisation von Tauchschule H2O Diving wäre es nicht ganz so einfach, denn dort an dem See ist einheitlich gar nichts. Unter dem großen Zelt sitzen alle an einem langen Tisch zusammen. Man plaudert, sitzt in der Sonne und macht ganz entspannt seine Tauchgänge. Mir hat man mit meinem lädierten Rücken  ganz zauberhaft geholfen, die Ausrüstung in und aus dem See zu bekommen. Es war wieder einer dieser Tage, wo ich einfach nur glücklich war, Taucher zu sein. Eine offene, nette Community, in die jeder Neuzugang sofort aufgenommen wird. So soll es sein. Um in Hegyeshalom zu tauchen meldet man sich einfach kurz bei der H2O Diving, die erklären dann alles.

 

 

 

 

 

 

About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

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