Gjirokastra ist ein absolutes must-see in Albanien. Der Stadt eilt ein spektakulärer Ruf voraus, bereits 2005 wurde die „Stadt der Steine“ von der UNESCO als Weltkulturerbe deklariert. Gjirokastra ist eine der ältesten und sicherlich auch der interessantesten Städte des Landes. Die Stadt  ist ein kulturelles Zentrum und Heimat berühmter Söhne. So sind  sind der ehemalige Diktator und Begründer des albanischen Steinzeitkommunismus Enver Hoxha und der Schriftsteller Ismail Kadare hier geboren.Unsere Fahrt vom Naturparadies Përmet dauerte knapp 2 Stunden. Luftlinie wären es vielleicht nur 30 Minuten, aber es liegt ein ziemlich hoher Berg zwischen den beiden Städten.

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Gjiorkastra spiegelt die vielen verschiedenen kulturellen Einflüsse verschiedener Völker in Albanien wieder, so hat die Stadt in jeder der folgenden Sprachen einen eigenen Namen: Gjirokastra [ɟiɾoˈkastɾa] (albanisch auch Gjirokastër [ɟiɾoˈkastəɾ]; griechisch Argyrókastro Αργυρόκαστρο („Silberburg“); italienisch Argirocastrotürkisch Ergir oder Ergiri) (Quelle: Wikipedia). Was nach Multi-Kulti Idylle kling, hat aber auch eine sehr ernsten Hintergrund, denn Gijrokastra wurde mehrmals besetzt. Im 18. Jahrhundert war die Stadt Teil des  Osmanischen Reiches, durch die Osmanen kam der Islam nach Gjirokastra und schnell konvertierten zunächst die herrschenden Familien.  Waren die Christen zuvor in der Mehrheit, setzte sich der Islam durch, heute sind die Muslime in der Mehrheit. Im Stadtbild finden sich aber nach wie vor Moscheen und Kirchen gleichermaßen. Nach dem Zusammenbruch kämpften Albanien und Griechenland um die Stadt. Im Zweiten Weltkrieg fielen nach den Italienern die Griechen in die Stadt ein, bis sie nach der italienischen Kapitulation von den Deutschen besetzt wurde. Bis heute sieht man in vielen Sehenswürdigkeiten Spuren der Besatzungen und der bewegten Geschichte der Stadt.

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Wir buchten uns eine einfache Unterkunft in einem der traditionellen albanischen Häuser und wurden nicht enttäuscht. Für knapp 30 Euro pro Person erlebten wir die Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit der Besitzer und ein wenig lokales Flair. Berühmt ist die Stadt die außergewöhnliche Architektur der Häuser und für die schwarz-weißen Pflastersteine in der Altstadt.

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Altstadt in Gjirokastra

albania_gijrokaster-1-of-1-5Abends kann man in der Altstadt bummeln, essen und mit einem spektakulären Ausblick auf die Stadt einen Sundowner zu sich nehmen.

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Bei aller Schönheit und Anmut, ist die Stadt dennoch eine Stadt der Gegensätze und nicht frei von Kontroversen. Ein großer Teil der ethnischen Griechen wanderte nach Griechenland aus und auch viele Albaner suchten ihr Glück woanders. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Korruption lähmt die Verwaltung und einige wenige Familien besitzen einen große Teil der Stadt. Finanzielle Mittel für die Sanierung und Erhaltung der Altstadt versickern angeblich in dem Netzwerk und Politikern und Beamten. Die Unruhen im Jahre 1997 waren in Gjirokastra besonders heftig. Die Stadt lebt hauptsächlich von den Einnahmen aus dem Tourismus und so langsam spricht sich die Schönheit der Stadt auch bei westlichen Touristen rum. Neben der Altstadt ist die monumentale Burg mit dem markanten Uhrenturm einer der Sehenswürdigkeiten. Frühster Spuren einer Bebauung reichen bis in vorchristliche Zeiten zurück.

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Uhrenturm der Burgfestung von Gjirokastra.

Der Aufstieg dauert von der Altstadt gute 15 Minuten und kann bei den heißen Temperaturen schon etwas beschwerlich sein, aber der Ausblick ist spektakulär. In der Burg erfährt man in einer Ausstellung viel über die Lebensweise der Einwohner, über die bewegte Geschichte und das Leben in der Stadt.

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Gjirokastra ist ein entzückendes Fleckchen Erde. Die engen Gassen, die alten Häuser, die netten Menschen und die Atmosphäre verzaubern die Besucher. Ein Spaziergang durch die alten Straßen ist wie eine kleine Zeitreise. Ein Stück weit ist die Zeit auch hier stehengeblieben, wie in vielen Orten in Albanien. Dennoch tut sich etwas und man wünscht den Einwohnern, dass sie ihre spektakuläre Heimat erhalten können, dafür brauchen sie aber die Touristen. Mehr Touristen bringen aber nicht unbedingt ein mehr an Lebensqualität für die Anwohner, aber sicherlich kommt Geld in die Kassen. Daher rate ich jedem, diese Stadt zu besuchen und sich entführen zu lassen in eine andern Zeit und einen kulturellen Schmelztiegel, in dem Muslime, Christen, Albaner und Griechen zusammen leben. Die Stadt und ihre Menschen haben es sich verdient, beachtet und geschätzt zu werden. Vielleicht besseren sich dann auch die politische Situation, die Korruption und die Armut.

About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

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