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Hossam Helmy ist ein Urgestein der Taucherszene am Roten Meer und eröffnete 1990 sein erstes Eco Dive Camps für Taucher. Ich habe Hossam auf einer Tauchsafari im Sudan kennengelernt und komme immer wieder gerne nach Marsa Shagra, welches 20 km nördlich von Marsa Alam liegt. Es ist  ein Besuch bei Freunden. Dieses Mal habe ich ein kurzes Interview mit Hossam führen können.

Wer bist Du?

Mein Name ist Hossam Helmy. Ich bin der Gründer, Eigentümer und CEO von Red Sea Diving Safari.

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Ich habe dieses Camp vor 25 Jahren gegründet. Ich bin studierter Jurist und habe davor einen ganz anderen Beruf gehabt. Ich lebe seit es dieses Camp gibt in Shagra, ich kann mir nicht vorstellen woanders zu leben. Ich selber habe 12 Jahre in einem Zelt gewohnt, danach in einem Wohnwagen. Schließlich habe mich mir oberhalb des Camps ein Haus gebaut.

Erzähl uns die Geschichte von Red Sea Diving Safari

Vor 27 Jahren fing ich mit Freunden an, die Küste vor Marsa Alam zu betauchen und die Riffe zu erforschen. Die Küste war unbebaut, es war einfach nur Wüste. Im Jahre 1990 haben wir Zelte aufgestellt, einen Generator und einen Kompressor. Das war unser erstes Camp, hier in Shagra. Zusammen mit Freunden und Gästen haben wir die Unterwasserwelt erforscht und das Camp weiter ausgebaut. Mit den Jahren sind wir größer geworden, aber wir erhalten uns diesen Geist der ersten Jahre. Als ein Camp für Taucher von Tauchern.

Wie ging es weiter?

Über die Jahre haben wir weitere Buchten taucherisch erforscht. Dort, wo wir die besten Riffe gefunden haben, haben wir Camps gebaut. Als die Regierung beschlossen hat die Gegend um Marsa Alam und weiter südlich touristisch zu entwickeln, waren wir die ersten, die hier feste Camps mit Chalets gebaut haben. Man muss sich vor Augen halten, dass Marsa Alam 1994 nicht mal wirklich existiert hat. Wir haben unsere Camps ohne die heutige Infrastruktur aufgebaut. Heute haben wir insgesamt 3 Camps: Marsa Shagra, Nakari und Lahami Bay.

Was war Deine Vision für diese Camps?

Unsere Camps fügen sich von ihrer Bauweise her in die Natur ein, ich wollte von Anfang an um jeden Preise kleine Anlagen und keine Hotelbunker. Wir wollten etwas schaffen, das auf die Natur einen sanften Einfluss hat. Naturschutz ist unsere oberste Priorität. Es ist auch unsere wichtigste Ausbildungsgrundlage.

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Ich wollte eine Umgebung schaffen, in der ich Menschen aus den Dörfern der Umgebung ausbilde und Jobs in der Region schaffe. Wir beziehen die gesamte Familie unsere Mitarbeiter mit ein, wir haben sogar eine eigene Schule für die Kinder unsere Angestellten. Wir sehen uns als Familie, in der auch unsere Gäste aufgenommen werden.

Wie wird in Shagra getaucht?

Die Taucher können jederzeit ins Wasser gehen, wann immer sie möchten. Als wir begonnen haben, unlimitiertes, selbständiges Tauchen anzubieten, wussten unseren Reiseagenturen gar nicht, was das bedeutet. Der Gast muss sich keinem strikten Tagesablauf unterwerfen, er kann im Hausriff tauchen wann er will und wie lange er will. Der Gast gestaltet seinen Tag wie er möchte. Ich als Taucher mag es, wenn ich tauchen kann wann ich will. Natürlich bieten wir auch zu festen Uhrzeiten spezielle Tauchgänge per Zodiac zum Beispiel nach Elphinstone an. Dazu bieten wir Ausfahrten mit dem Truck zu verschiedene Tauchplätzen in der Umgebung an.

Welche sind Deine Lieblingstauchplätze?

Brother Islands und Elphinstone.

Tauchst Du noch oft?

Eher selten und wenn dann nur im Sommer im Shorty.

Warum ist das Rote Meer für Dich das beste Tauchgebiet der Welt?

Es gibt viele Punkte, die für das Rote Meer spricht. Einige möchte ich gerne erklären:

Der Salzgehalt im Roten Meer ist höher als in anderen Meeren und bietet daher einen idealen Lebensraum. Dieser hohe Salzgehalt hat verschiedene Ursachen: Regenwasser aus den Bergen spült Mineralien  ins Meer, es gibt keine nennenswerten Zuflüsse und die Verbindung zum indischen Ozean ist minimal. Daher bleibt der hohe Salzgehalt erhalten und damit die Unterwasserwelt.

Der Unterschied zwischen Ebbe und Flut ist sehr gering. Dieses transportiert Sauerstoff, Nährstoffe und ist ideal für die Fortpflanzung von Korallen. Bei starker und gar keiner Strömung sind die Bedingungen für Korallen nicht so gut, wir haben aber genau das Mittelmaß das notwendig ist.

Die Temperatur ist 2 Grad höher als in anderen subtropischen Gewässern, was an dem hohen Salzgehalt und der vulkanischen Aktivität unter am Meeresboden liegt. Das Rote Meer ist flach, die tiefste Stelle hat gerade mal 2300 Meter. Durch die geringe Tiefe erwärmt diese vulkanische Aktivität das Wasser zusätzlich. Es gibt eine Theorie, dass die Fische nicht nur durch viele Nährstoffe sondern auch durch die Wärme angezogen werden.

2013 wurden offiziell 1252 Fischarten im Roten Meer gezählt, in den meisten subtropischen Gewässern sind maximal 600 bis 700 verschiedene Arten zu finden. Diese große Diversität an marinem Leben ist faszinierend.

Für Touristen aus Europa ist Ägypten aufgrund der kurzen Flugzeiten ideal.

Was wünscht Du Dir für die Zukunft des Tourismus in Ägypten?

Ägypten ist unglaublich reich an Kultur und Geschichte. Ich möchte, dass mehr Touristen das Land abseits des Roten Meeres entdecken und danach bei uns am Roten Meer entspannen.

Ich wünsche mir auch, dass die Taucher bewusster und nachhaltiger denken und die Natur weiter schützen und bewahren.

War Shagra von der Krise der letzten Jahre betroffen?

Wir hatten auch nach den Revolutionen in 2011 und in 2013 immer die selbe Anzahl an Gästen. 42% unsere Gäste sind Stammgäste. Wir haben ca. 5.000 Taucher pro Jahr mit kleinen Schwankungen nach unten und nach oben. Wir leiden lediglich unter der Erhöhung der Benzinkosten, was sich direkt und indirekt auf alle anderen Kosten auswirkt.

Viele Menschen fragen sich, ob Ägypten ein sicheres Reiseland ist. Wie siehst Du das?

Ja, das ist es. Besonders hier am Roten Meer. Wir haben von der Revolution im Jahre 2011 nichts mitbekommen. Die Leute in Marsa Alam waren fast ein wenig enttäuscht, dass sie nicht dabei waren. Wir haben die Revolution wie die Europäer im Fernsehen gesehen. Daher haben wir uns vor der Einfahrt in Marsa Alam versammelt und unsere eigene kleine Revolution gemacht, mit Pappschildern. Das war alles. Hier dreht sich alles um den Tourismus und unsere Gäste, nicht um Politik.

Gibt es einen Ort auf der Welt, an dem gerne leben würdest – außer Marsa Shagra?

Nein. Ich habe in meinem Leben 53 Länder gesehen, bevor ich in Shagra gelandet bin. Ich kann mir kein Leben woanders vorstellen.

Ich habe 11 Monate in San Diego direkt am Meer gelebt und der Lebensstandard ist wirklich hoch. Aber nichts in dieser Welt ist so schön wie Marsa Alam. Ich habe mir sogar schon meine Grabstelle oben in der Wüste auf einem Berg ausgesucht, wo alte römische Gräber sind. Nicht mal nach meinem Tod möchte ich hier weg, das will was heißen.

Hossam, vielen Dank für Deine Zeit und das Gespräch!

Hier geht es zu der Homepage von Red Sea Diving Safari. Den neuen Bericht zu Marsa Shagra findet ihr hier.

About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

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