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Apnoetauchen ist die reine, ursprünglich und pure Form des Tauchens. Seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, zieht es die Menschen in die Tiefe, lange bevor das Tauchen mit Geräten möglich wurde. Bis heute Tauchen Völker wie die Ama in Japan nach Perlen, Muscheln oder Meerestieren. Apnoetauchen ist die puristische Schwester des Gerätetauchens. Eine faszinierende Sportart, deren Anhänger in den Medien oft als adrenalinsüchtige  Extremsportler mit Todessehnsucht dargestellt werden. Das wird den Sportlern allerdings in keinster Weise gerecht. Es geht ihnen hauptsächlich um Entspannung, Fitness, die Konzentration auf den eigenen Körper und einfach um Spaß an der Sache.

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Als Breitensport wird Apnoetauchen immer beliebter. Wichtig ist eine gute Ausbildung, denn trainieren  darf man alleine  nicht. Wer sich als Apnoetaucher ausbilden lassen möchte, kann dies in Wien bei Henriette „Hennie“ Kissling machen. Sie ist Apnea Academy Instructor und wurde von Umberto Pelizzari und seinem Team ausgebildet. Sie ist auch Gründerin des Tauchclubs „Divestyle„, ich durfte die Mitglieder beim Training fotografieren.

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Innerhalb des Apnoetauchens gibt es verschiedene Disziplinen. Sie unterschieden sich darin, ob die Zeit, die Strecke oder die Tiefe gemessen wird. Innerhalb dieser Disziplinen wird mit oder ohne Flossen getaucht, mit konstantem oder variablem Gewicht oder ganz ohne Hilfsmittel. In der Disziplin Static liegen die Rekorde bei der 11 Minuten bei den Herren. Bei den Damen sind es über 9 Minuten  Die größten Tiefen erreichen die No-Limit Taucher. Sie gehen mit einem Hilfsmittel wie einem Seil oder einem Schlitten in die Tiefe und werden z. Bsp. mit einem Schlitten  nach oben gezogen. Hier werden Tiefen jenseits der 150 Meter erreicht.

Hennie ist in ihrer aktiven Wettkampfzeit in den Pool-Disziplinen Static und Dynamic angetreten, einen Titel hat sie nie geholt. Es ging ihr nämlich nie um Medallien oder Rekorde, sondern einfach nur um das Freitauchen an sich. Während eines Tauchganges ohne Gerät ist man vollständig bei sich selber. Man hört kein störendes Geblubber aus dem Automaten, lediglich das Rauschen des eigenen Blutes in den Ohren und den eigenen Herzschlag. Die anfängliche Angst zu ersticken oder zu ertrinken verschwindet selbst bei Anfängern nach wenigen Trainingseinheiten. Schnell ist man in einem tranceähnlichen, meditativen Zustand, ganz bei sich und dem eigenen Körper.

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Das Leben an sich wird einfach, wenn man Apnoetaucher ist, sagt Hennie. Sie entspannt einfach mit ihren Atemübungen. Egal wo, egal wann. Gerne auch bei langen Autofahrten bei der Durchfahrt durch Tunnel, aber natürlich nur als Beifahrerin. Diese Disziplin nennt sie „Tunnel-Static“. Das Apnoetauchen habe ihr geholfen mutiger zu werden, stärker an sich zu glauben. Viele Dinge in ihrem Leben hätte sie ohne das Apnoetauchen nicht erreicht oder sich gar nicht erst getraut. Jeder Berufsgruppe, jedem Menschen tue ein wenig Entspannung einfach gut.

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Als Apnoetaucher, erklärten mir die Clubmitglieder,  ist man Teil der Unterwasserwelt. Man stört die Meeresbewohner nicht durch die Luftblasen. Die Tiere nehmen einen in ihrer Mitte auf. Schnell verfalle man diesen Rausch der Tiefe und möchte eigentlich auch gar nicht mehr nach oben. Genau hier sieht Hennie auch die Gefahren im Sport. Man kann durch Training recht schnell recht tief gehen und will dort unten einfach bleiben. Macht man sich zu spät auf den Weg nach oben, kann es zum sogenannten Blackout kommen. Man verliert für einige Sekunden das Bewusstsein, kommt zu sich, fängt automatisch an zu atmen und kann dadurch ertrinken.  Sie selbst hatte im Jahre 2003 mal einen Blackout, seitdem ist sie gewissenhafter und vorsichtiger.

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Auch Gerätetaucher können vom Apnoetauchen profitieren. Es entspannt einfach zu wissen, dass man auch mal 3 Minuten ohne zu atmen auskommen kann. Man wird ruhiger und verbraucht weniger Luft. Es reicht, nur einmal im Monat zu trainieren. Damit kann man bereits den Luftverbrauch senken.  Die Entspannungsübungen können auch bei Gerätetauchern direkt vor dem Tauchgang nicht schaden.

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Heute ist Hennie ganz und gar dem Apnoetauchen verfallen, Gerätetauchen ist für sie kein Thema mehr. Sie ist zwar Tauchlehrerin und hat von 2002 bis 2010 viele Schüler im Gerätetauchen ausgebildet. Aber Apnoe zu unterrichten ist für sie spannender. Sie kann sich auf jeden Schüler ganz anders einlassen und auf individuelle Stärken und Schwächen eingehen. Außerdem trainieren Apnoetaucher viel regelmäßiger im Schwimmbad als Gerätetaucher. Wie man auf den Fotos sieht, kann man als Apnoetaucher die abenteuerlichsten Dinge wie Joga oder einen Spaziergang unter Wasser machen.

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Neben der Ausbildung hat Hennie seit kurzem auch einen eigenen Treffpunkt für ihren Club. In der Dive Style Lounge  im 15. Bezirk bekommt man nicht nur Kleinigkeiten zu Essen und Trinken sondern kann auch Ausrüstung kaufen. Hier finden auch die Clubabende statt. Es ist ein Ort mit Urlaubsflair und Hennie macht einfach durch ihre nette und entspannte Art Lust auf Apnoe. Denn es geht hier um Spaß, den eigenen Körper und die Entspannung. Nicht um Tiefenrekorde oder darum, möglichst lange die Luft anzuhalten.

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About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

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