Das Jahre der Restriktionen

Das Jahr 2020 ist ein Jahr wie kein anderes Jahr. Lock Downs, geschlossene Geschäfte, Reisebeschränkungen und Nasenabstriche. Nichts davon hätten wir uns jemals vorstellen können. Doch ist das alles zu unserer Realität geworden. Regelmässig stehen Menschen vor einem Dilemma. Soll  man überhaupt noch reisen oder soll man es sein lassen? Gastbloggerin Christine hat sich entschieden, auch in diesem verrückten Jahr zu reisen. Nach einer Reise auf die Malediven im Sommer, hat sie es wieder getan. Weihnachten und Sylvester hat sie in Sharm El Sheikh verbracht. Der Ferienort liegt an einem der schönsten Tauchgebiete überhaupt, am Ras Mohammed Nationalpark. Und auch wenn ich mich persönlich ganz anders verhalte und momentan gar nicht wegfahre, so bin ich wirklich neidisch und mich frisst das Fernweh.

Ab nach Sharm El Sheikh

Das Fernweh war wieder da. Die Aussicht, Weihnachten und Sylvester alleine zu Hause zu verbringen ist deprimierend. Feiern mit der Familie ist nicht möglich. Reisen ist nur noch mit Schwierigkeiten möglich, viele Ländern lassen Reisende nur mit strengen Quarantäneauflagen in das Land. Eine Ausnahme ist hier Ägypten. Das Land hängt am Tropf des Tourismus und ist dringend darauf angewiesen, wieder Reisende in das Land zu bekommen. Da es auch eines der schönsten Tauchgebiete dieser Welt zu bieten hat, entschloss ich mich, nach Sharm El Sheikh zu fliegen.

Ich war seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr in der künstlichen Ferienstadt auf dem Sinai und war schon damals von der Stadt selber nicht beeindruckt. Wie Hurghada handelt es sich um einen künstlich aufgebauten Ort, aus der Wüste gestampft für Massentourismus. Außerhalb der Stadt geht es ruhiger zu.


Da die direkten Flüge an die Ferienorte weiterhin eingestellt sind, flog ich wieder über Kairo, die Anreise war problemlos. Ein negativer PCR Test reicht für die Einreise, Quarantäne ist keine notwendig, die Ägyptern haben einen anderen Umgang mit COVID gewählt. Offizielle Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen, da nicht unbedingt so viel getestet wird wie bei uns.

Tauchen in Sharm El Sheikh

Hauptsächlich werden Tauchplätze im Nationalpark angefahren. Der Ras Mohammed Nationalpark verfügt über so spektakuläre Tauchplätze wie Shark Reef, Yolanda Reef oder auch das Wrack der legendären Thistlegorm . Hier ist das Rote Meer so wie es sein soll. Glasklares, blaues Wasser. Steil abfallende Riffe, die hinter den unzähligen, wogenden Rotfahnenbarschen verschwinden. Schwärme von Glasfischen, die aus kleinen Höhlen neugierige die Taucher beäugen. Moränen, die ihr Revier verteidigen.




Pufferfische und winzige Nacktschnecken tummeln sich im Sand oder in engen Felsspalten. Eine farbenfroher Plattwurm legte auf meinem Domeport eine kleine Pause ein.

Die SS Thistlegorm ist einer der wahrscheinlich berühmtesten Tauchplätze im Roten Meer. Das 126 lange Schiff wurde 1941 von Bombern der deutschen Luftwaffe versenkt, geladen hatte sie Güter für die Briten: Waffen, Munition, Lastwagen, Motorräder und sogar zwei Lokomotiven befanden sich an Bord (Quelle: Wikipedia). Das Wrack liegt heute auf ca. 30 Metern, es wurde Mitte der 50ger Jahre von Tauchpionier Cousteau entdeckt. Eine Umrundend der Thistlegorm ist ein Stück Geschichte, dass sich kein Taucher entgehen lassen sollte. Da der Tauchgang relativ tief ist und man dort unten viel Zeit verbringen kann, sollte man diesen Tauchgang gut planen und auf die Nullzeiten achten. Der Kiel liegt auf 30 Metern, die Kommandobrücke auf 17 Metern. Die weiterhin vollbeladenen Laderäume sind weit offen und gut zu erreichen.



Ein überraschender und  genialer Landtauchplatz mitten in der Stadt ist „Ras Imm Sid“. Man zahlt den Parkplatz und Eintritt in den Strand. Dort wartet eine senkrechte Wand voller Gorgonienfächer, Haie bei jedem Tauchgang, Barrakudaschwärme, Adlerrochen und sehr viele Napoleons.

 70% der Gäste sind reine Strandgäste, es gibt  Restaurants und oben ist ein Bereich für Taucher eingerichtet, wo man das Equipment montieren kann.   Man darf mit dem Auto reinfahren, die Ausrüstung Zeug abladen, dann muss das Auto wieder raus auf den Parkplatz. Der Platz wird auch von extrem vielen Tauchbasen genutzt. Einstieg erfolgt bequemst über einen Steg.  Am Abend kann man vor Ort schick essen und Cocktails schlürfen.

Verhaltene Geschäftigkeit in der Krise

Hier zeigt sich, wie unterschiedlich Menschen Dinge wahrnehmen. Der Tourismus in Ägypten sei zusammengebrochen, es gäbe keine Gäste und keine Einnahmen. So heisst es immer wieder. Ich selber war daher überrascht, doch einiges an Betriebsamkeit vorzufinden. Die Riffe waren gut besucht, es war unter Wasser teilweise wirklich viel los. Nun bin ich auch einsame Tauchgegenden gewöhnt, vielleicht auch schon ein bisschen zu verwöhnt. Vielleicht habe ich mir auch einfach eine komplett leere Stadt erwartet oder bin schon zu lange bei uns im Lock Down. Die Touristengruppen  spazieren durch die Strassen, gehen essen und lassen es sich gut gehen. Abends steigen überall Partys auf den Touristenbooten und in Restaurants. Die Stadt war grellbunt-weihnachtlich dekoriert, mit bunten Lichterketten, glitzernden Weihnachtsmännern und sonstigem Bling-Bling.  Sharm El Sheikh ist zwar sehr sauber, aber es ist – wie so viele Touristenstädte weltweit – eine Stadt aus der Retorte. Neubauten, Hotelbunker Konsumtempel, ausgerichtet auf Massentourismus. Wer es ruhiger mag und Natur  möchte,  muss die Stadt verlassen. Hier finden sich die Landschaften, die das Rote Meer und Ägypten für mich ausmachen, die ich so sehr liebe.


Sharm El Sheikh wird sicher nicht zu meinen Favoriten in Ägypten werden. Zu neu, zu verbaut, zu voll. Dennoch sind die Tauchplätze im Nationalpark mit unter den schönsten im ganzen Land. Hier sieht man gut, warum das Rote Meer immer noch so eine Faszination auf Taucher ausübt und auch nach vielen Jahren einfach nicht langweilig wird. Ich komme sicher wieder nach Ägypten, aber wahrscheinlich nicht direkt nach Sharm El Sheikh sondern lieber auf ein Safariboot.

Copyright Fotos und Text: Christine Rauter

About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

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