Heute kam in einem Call mit einem Freund die Frage auf, ob ich mit Kindern echten Kinderurlaub mache. Oder ob ich meine Reisen wie für Erwachsene plane. Ob ich dorthin fahre, wo ich möchte und die Kinder sich anpassen. Wie wir das als Familie für uns lösen, dass die Anforderungen an eine Reise einfach unterschiedlich sind.

Bedürfnisse beachten beim Reisen

Grundsätzlich finde ich nicht, dass man mit Kindern spezielle Ziele ansteuern muss. Ja, das All In Hotel mit Kinderclub mag verlockend sein. Dort gibt es andere Kinder, Rutschen, flaches Wasser und eine Bar mit Eis und Apfelsaft. Für uns Eltern kann das aber bedeuten, den ganzen Tag  bis zu den Knien im Pool zu stehen, in das zig Kinder schon reingepullert haben. Sich nicht unterhalten zu können, nichts zu sehen oder zu erleben. Tausende von Euro auszugeben, um nach dem All In Buffet von der Rache der Pharaonen getroffen zu werden. Auch wenn die Kinder glücklich sind, so haben wir auch als Eltern Bedürfnisse. Diese Bedürfnisse dürfen da sein und die müssen auch berücksichtig werden. Auch mit Kindern, auch im Urlaub. Also was tun, wenn der Traumurlaub nicht in der Kinderdisco stattfinden soll? Wie bekommt man alle Bedürfnisse unter einen Hut und hat einen  für alle interessanten und schönen Urlaub?

Was ist das Ziel der Reise?

Das klingt zunächst nach einer komischen Frage. Denn Urlaub ist ja Urlaub. Ist ja klar, was das Ziel ist. Das zeigt nur, dass sie zu selten gestellt wird und dadurch viel kaputt gehen kann. Als wir All In nach Ägypten geflogen sind,  war das Ziel klar. Dieser Urlaub war hauptsächlich für die Kinder. Sie sollen eine tolle Zeit haben und Dinge machen, die Kinder so machen. Wir waren fast nur im seichten Wasser der Lagune, auf dem Spielplatz,  im Kinderpool und am Kuchenbuffet.

Spielplatz im Hotel

Abends sind wir Eis essen gegangen und in der Fußgängerzone rumgelaufen.  Spontan haben wir zwei kleine Ausflüge nach El Gouna und eine Bootsfahrt gemacht. Für die beiden Großen ging es in die Wüste, diesen Ausflug habe ich im Vorfeld organisiert. Da nicht sicher war, ob es einen kinderfreundlichen Trip gibt, habe ich den Kindern nur vorher nichts erzählt. Grundsätzlich ging es einfach nur darum, dass die Kinder Spaß haben und wir alle zusammen Zeit verbringen.  Denn für uns als Eltern ist die gemeinsame Zeit einfach das größte Geschenk. Meine innere Einstellung war daher genau so voll auf diesen Urlaub ausgerichtet und es war eine wunderbare Zeit.

Delphine vor El Gouna

Wir haben aber auch schon Urlaube gemacht, bei denen  es um uns alle ging. Also eigentlich Erwachsenenurlaube mit den Kindern. In Italien oder Slowenie. Ohne All In Hotel mit Pool und Spielplatz. Wo klar war, dass wir auch als Eltern etwas sehen wollen. Das haben wir auch geschafft. Wir haben den Erwachsenenurlaub einfach kinngerecht geplant. Wir waren zum Beispiel in Venedig, haben aber keine Sight Seeing Liste abgehechelt.

Sondern wir haben die Kinder entscheiden lassen, wo sie hingehen wollen. Ob wir mit dem Vaporetto fahren, spazieren gehen oder an den Lido fahren, um zu baden. Ich hatte eine wahnsinnig schöne Zeit, denn ich liebe Venedig. Und den Kindern hat es, laut ihren Aussagen, auch t0tal gut gefallen.

Erwartungen an eine Reise

Erwartungen sind ja generell sol ein Thema, auch bei Reisen. Da möchte man sich erholen, etwas Besonderes sehen oder eine tolle Zeit als Familie haben. Oder man hat ganz genau Pläne, wie die Reise ablaufen soll. Da habe ich ganz schlechte Nachrichten. Es ist wie mit so vielen Dingen im Leben. Sind die Erwartungen zu hoch, wird man oft enttäuscht. Malt man sich alles in den schönsten Farben aus, hat genaue Vorstellungen wie etwas sein soll, dann trifft man allzuoft auf die Realität.

Meine Erwartungen an einen Urlaub mit den Kindern sind daher minimal. Kein Streit, keine Verletzungen und keine Krankheiten. Alles, was darüber hinausgeht, ist ein Bonus. Baden können. Vielleicht mal Schnorcheln oder sogar einen Tauchgang machen. Sight Seeing oder ein gutes Abendessen. Denn generell ist es schwer, einen Urlaub mit sehr hohen Erwartungen anzutreten. Mit Kindern, die unberechenbar sind und mit denen alles mögliche Unvorhergesehenes  passieren kann, sind Erwartungen eine noch schlechtere Idee. Die Möglichkeit einer Enttäuschung sind relativ hoch.

Wie plant man einen Urlaub für Kinder und Erwachsene?

Zunächst überlegen wir uns als Paar und Eltern, wo wir hinfahren sollen. Sind wir uns einig, geht es an die Detailplanung. Wo übernachten wir, was möchten wir unternehmen, was gibt es noch zu machen. In Slowenien wollte ich unbedingt an den Bleder See, also fuhren wir hin.

Am nächsten Tag haben wir  einen Park  mit Fischfiguren, Dinos und Spielplätzen aufgesucht, als Ausgleich für die Kinder. Ich mag keine Spielplätze, ich langeweile mich dort tatsächlich. Dem Mann macht es weniger aus als mir. Also wechseln wir uns ab, einer geht immer wieder mal spazieren oder was trinken. Der andere bleibt bei den Kindern.

In diesem Urlaub  wollte ich auch mehr von der slowenischen Hauptstadt sehen, nur hatten die Kindern nach einer  Stunden keine Lust mehr. Also fuhren wir zurück. Ich war tatsächlich ein wenig enttäuscht, denn ich hätte gerne mehr gesehen. Dafür habe ich in Piran einen Tauchgang machen können.

Ich kann als Erwachsenen mit diesen Gefühlen umgehen und irgendwann komme ich dort wieder hin. Es ist ok. Ich habe ein wenig was für mich gemacht. Der Mann war einmal ebenfalls alleine unterwegs, damit auch er was anders unternehmen kann. So hangeln wir uns da gemeinsam durch.

 

Reisen als Familie

Für mich ganz persönlich ist das die Quintessenz. Wir reisen nicht mit Kinder, wir reisen als Familie. Jeder einzelne von uns 5 hat Bedürfnisse, Erwartungen (ja, auch ich bin nicht frei davon), Wünsche oder auch Ängste. Natürlich habe ich grundlegende Erwartungen und Pläne. Hätte ich diese nicht, müsste ich ja nicht verreisen. Klar will ich etwas sehen, erleben und erfahren. Den Kindern etwas zeigen, gemeinsam Abenteure erleben. Ich muss aber bereit sein, diese Erwarten und Pläne auch über Board zu werfen. Ohne Ärger und Enttäuschung. Mich immer wieder neu ausrichten, zusammen mit der Familie die gemeinsamen Tage so zu gestalten, dass wir gemeinsam eine gute Zeit haben. Egal, wie das dann im Detail aussieht. Meine Kinder haben recht genaue Vorstellungen, was sie wollen und was nicht. Gerade der Große passt sich oft schwerer an als seine Schwester. Das bedeutet, dass ich auch mal einen ganzen Vormittag im Air BnB verbringe, statt Budapest zu erkunden. Dann ist das halt so.

Oder das die Kindern Ausflüge nicht machen wollen, ihre Zimmer doof finden und abends beim Essen mit den Spagetti werfen. Im letzen Ägyptenurlaub sind die Kinder abends so eskaliert, dass wir nur noch getrennt essen konnten. Tagsüber waren wir auch getrennt, da die Kindern zu unterschiedlichen Zeiten geschlafen haben. Das war dann halt so, damit haben wir uns abgefunden. Sonst reibt man sich auf, es kommt zu Konflikten. Das lohnt sich einfach nicht. Mit Kindern nimmt man jeden Tag so, wie er kommt. Nur so steht man auch schwierigere Zeiten als Familie gut durch und schafft sich unbezahlbare Erinnerungen, die für immer bleiben werden. Wenn die Bedürfnisse und die Fähigkeiten, Dinge zu tun, nicht bei allen Familienmitgliedern gleich sind, dann teilt man sich halt auch mal auf. So kann man auch viel erleben und sehen und als Familie dennoch gemeinsam reisen.

About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

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