Wo wollen wir im Urlaub nur hin?

Ich habe ein Luxusproblem und dieses Mal habe ich mich echt schwer getan, eine Entscheidung zu treffen.  Wie ich ja bereits berichtet hatte, haben sich die Urlaube mit Kind einfach verändert. Statt nach den besten Tauchgebieten zu suchen und mich so zu entscheiden, wo wir hinfahren, muss ich nun erstmal schauen, wo es kindergerechte Hotels gibt, was für Hotels für uns als Eltern in Frage kommen, ob wir doch in ein Apartment gehen oder vielleicht einfach Urlaub im heimischen Garten machen. Fahren wir mit dem Auto oder fliegen wir? Was möchten wir sehen, machen und erlegen? Dazu kommt, dass ich momentan einfach keine langen Flugreisen  mit einem Kleinkind mag, weil ich es für mich als zu anstrengend empfinde. Ich möchte eine kurze Anreise, freundliche Tagesflüge zu humanen Uhrzeiten und kleine, familiäre Hotelanlagen mit Pool und bitte auch noch am Meer gelegen. Dazu möchte ich die Option haben, tauchen gehen zu können, wenn ich es denn zeitlich schaffe.

Abenteuer oder Pauschalurlaub?

Nach einigen Überlegungen wie Albanien, Kroatien oder auch Dubai, Oman oder Ägypten fiel die Entscheidung für ein Ziel in Europa, mit dem Flugzeug schnell und ohne Umsteigen zu erreichen. Wir einigten uns auf Griechenland, wo genau war uns noch unklar. Pauschal sollte es bitte auch sein, mit Kind muss man sich da ja absichern. Nach einigen frustrierende Anfragen in Reisebüros, die mir ausschliesslich große Hotelbunker auf verschiedenen Inseln vorschlugen, landete ich zufällig bei der kleinen aber feinen Reiseagentur Reisephilosophen in Wien. Ein Telefonat, in dem ich meine Präferenzen bekanntgab und schon war das perfekte Angebot da. Es wurde Kreta, 11 Tage in dem kleinen Küstenort Plakias im Süden der Insel.

Die Anreise ab Wien erfolge direkt nach Heraklion, mit dem Mietwagen ging es ungefähr 100 Kilometer quer über die Insel an die Südküste. Ich hatte mir eigentlich einen noch kürzeren Transfer erhofft, aber letztendlich  war der Weg gar nicht so lang, die Strecke ist wunderschön  und das Kind hat zum Glück geschlafen.

Urlaub mit Halbpension – spießig?

Ja, nun bin ich auch hier gelandet. In einem Hotel, in dem man morgens und abends am Buffet ansteht, in der Vorsaison vorzugsweise mit pensionierten Studienräten, agilen Aktivurlaubern in Multifunktionskleidung und anderen Familien mit kleinen Kindern. Ich war doch mal die Königin der Individualreise. Bloß nichts pauschal buchen, bitte keine großen Hotels und immer Abenteuer, Spannung, Tauchen und Action. Das hat sich einfach geändert und das ist auch gut so. Jetzt ist es mir wichtig, dass ich mit Kind und Kegel eine entspannte Zeit habe. Dass wir einen kurzen Weg zum Abendessen und zum Frühstück haben und nicht nervenaufreibend abends nach einem Tisch in einem Restaurant suchen.  Wenn der kleine Mann müde ist, bin ich innerhalb von 5 Minuten auf dem Zimmer und kann ihn hinlegen. Meine Foodie-Bedürfniss befriedigte ich einfach mittags und ging in kleine Tavernen, statt mir zum Abendessen die Wampe vollzuschlagen. Das Essen im Hotel war auch absolut in Ordnung, morgens und abends gab es reichlich Auswahl am Buffet.

Ich fühlte mich hier extrem wohl. Die kurzen Wege zum Pool und zum Strand in der kleinen Anlage Alianthos Garden in Plakias waren für uns perfekt. Wir bekamen sogar ein Upgrade auf ein Familienzimmer mit Meerblick und durften eine Stunde später auschecken als eigentlich vorgesehen. Die Lobby, die Bar und die unteren Gemeinschaftsräume scheinen vor kurzer Zeit renoviert worden zu sein und machen einen tollen, freundlichen Eindruck.

Aber die Seele jedes Hotels sind die Angestellten und die waren extrem freundlich, herzlich und immer für einen Spaß zu haben. Wirklich schön  zu sehen war , wie viel Zeit sich die Angestellten für unser Kind nahmen, mit ihm spielten und lachten. Einziger klitzekleine Kritikpunkt an diesem ansonsten perfekten Hotel ist, dass es extrem hellhörig ist und für jemanden wie mich, der Ruhe gewohnt ist, einfach manchmal zu laut war. Ich wurde immer wieder aus dem Mittagsschlaf geholt und der griechische Abend, an dem bis 23:00 laute Musik gespielt wurde, war für mich mit einem Kleinkind echt etwas anstrengend. Aber ich bin da extrem empfindlich und höre Dinge, die andere wahrscheinlich gar nicht mitbekommen. Ich bin super zufrieden mit dem Hotel und würde es jederzeit genau so wieder buchen. Und spießig? Nein. Gemütlich, bequem und freundlich, aber sicher nicht spießig.

In der Vorsaison auf Kreta

Plakias besteht hauptsächliche aus einer langgezogenen Straße am Strand, die sich die gesamte Bucht und über die Marina hinaus, auf die andere Seite eines Hügels zieht.


An dieser Straße finden sich alle Restaurants, Shops und die beiden Tauchschulen. Einige hübsche Nebenstraßen gibt es zu entdecken, sowie den Strand in der Nachbarbucht, den ich eigentlich schöner finde als den direkt an der Hauptstrasse.

Hier findet man extrem chillige Beachbars, eingerahmt durch Steilwände der angrenzenden Berge. Der Strand ist schön flach und auch für Familien mit Kleinkindern geeignet.

Wer eine Paus vom Strand braucht, kann kleine Tagesausflüge machen. Mit dem Auto ist man von Plakias auch schnell in den Nachbarorten, kann nach Rethymno zum Shopping und Essen fahren oder sich in eine der vielen Tavernen in den Bergdörfern setzten. In der Vorsaison sind die vielen Strandliegen sind zum größten Teil frei, es gibt überall Parkplätze und man findet immer einen freien Tisch zu Mittagessen. Wie das in der Hauptsaison aussieht, weiss ich natürlich nicht.

Tauchen auf Kreta

In Plakias gibt es momentan zwei Tauchschulen. Ich habe mich mit der größeren von beiden, mit Dive2gether, in Verbindung gesetzt. Die Tauchschule ist unter holländischer Leitung, hat ein Boot für Ausfahrten und bietet verschiedene Aktivitäten wie Vorträge von Meeresbiologen oder auch den jährlichen Beach-Clean Up in Zusammenarbeit mit der Schule in Plakias. Die Basis ist sehr groß, sehr modern und befindet sich an der Hauptstrasse von Plakias in der Nähe der Marina. Von dort fahren die  Taucher zu den Tauchplätzen los.

Copyright: Dive2gether

Copyright: Dive2gether

Getaucht wird entweder von Land aus oder  vom Boot. Jeder Tauchtag beginnt morgens um 8:30, beinhaltet zwei Tauchgänge und endet gegen 16:00 wieder auf der Tauchbasis. Auch Schnorchler können mitfahren und die flachen Gewässer rund um Kreta erkunden.

Copyright: Dive2gether

Insgesamt werden um die 13 Tauchplätze angefahren, sie alle liegen wie Plakias im Süden Kretas. Die Anfahrten sind daher nie besonders lang. Wenn die Anfahrt mit dem Auto erfolgt, kann man auch mal nur einen Tauchgang machen. Denn bei zwei Tauchgängen wäre ich quasi den ganzen Tag unterwegs und muss auf den Partner als Babysitter bauen.  Ich selber konnte diesmal leider nur Schnorcheln gehen, daher sind alle Informationen über die Tauchgänge von der Tauchschule Dive2gether zur Verfügung gestellt, selbiges gilt für die Fotos. Die Unterwasserwelt ist typisch für das Mittelmeer.

Copyright: Dive2gether

Es gibt Oktopusse, Schnecken, bewachsenen Wände und mit ganz viel Glück auch mal ein Schildkröte zu sehen.

Copyright: Dive2gether

Die dramatische Bergwelt Kretas setzt sich unter Wasser fort, Steilwände, Höhlen und Felsspalten bieten auch den Lebewesen einen Rückzugsort. Das Wasser hatte im Juni knapp 19 Grad, ein etwas dickere Anzug mit Kopfhaube ist also eine ganz gute Wahl.

Kreta – ein perfekter, gemütlicher Familienurlaub

Für die Familie und mich war es der perfekte Urlaub. Die gute Beratung durch unsere Reisegentur, die kurze Anreise, das gute Preis-Leistungsverhältnis und das freundliche Hotel, all das war für uns genau das, was wir gesucht haben. In der Vorsaison war es noch überall auf der Insel entspannt, gemütlich und ruhig. Es war auch noch nicht so brüllend heiß, wobei wir in den letzten Tagen auf der Insel einen kleinen Vorgeschmack auf die Hitze im Sommer bekommen haben. Es gibt unzählige Ausflüge, die man machen kann. Die Wanderungen kamen für uns mit einem Kleinkind nicht in Frage, aber wer ohne Kinder oder mit größeren Kindern unterwegs ist, kann einiges erleben und einen aktiven Urlaub mit viel Bewegung, Tauchen, Natur und entspannten Tagen am Strand verbringen. Mit dem Mietwagen lässt sich die Insel gut erkunden, wobei die Fahrt auf die anderen Ecken der Insel relativ lange dauert und wir das mit einem kleinen Kind nicht machen wollten. Fazit: wir kommen sicher zurück!

About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

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