Matthias Lebo ist Unterwasserfilmer und lebt in Zürich. Tauchen und Filmen sind seine Leidenschaft. Hier schreibt er über die wichtigsten Punkte beim Filmen unter der Oberfläche. Er bietet auch Kurse an, Details findest Du am Ende dieses Beitrages.

Unterwasser-Filmen richtig gemacht

Gute Unterwasser-Videoaufnahmen lassen sich relativ einfach erzielen, indem man sich an ein paar Faustregeln hält. Möchtest du deine Unterwasser-Aufnahmen schnell und nachhaltig verbessern, dann achte bei deinen nächsten Tauchgängen darauf, die 5 unten beschriebenen Fehler zu vermeiden. Deine Unterwasser-Aufnahmen werden unweigerlich besser ausfallen und obendrein wirst du auch noch mehr Spass beim einfangen deiner Unterwasser-Abenteuer haben. 

Ich persönlich filme seit über 10 Jahren Unterwasser und unterrichte andere Taucher zum Thema “Unterwasser Videographie“ seit rund 5 Jahren. Sei das nun bei einer traditionellen 1:1 Session, durch unzählige Tutorials auf meinen YouTube Kanal (https://www.youtube.com/c/matthiaslebo) oder mit Hilfe meines Online Kurses (https://courses.matthiaslebo.com/s/matthiaslebo/learn-to-film-underwater).

Nachdem ich schon vielen Unterwasser-Video Anfängern die Grundsätze des Filmens Unterwasser beibringen konnte, ist mir aufgefallen, dass die meisten Unterwasser-Filmer mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben und die gleichen oder sehr ähnliche Fehler begehen. Zum Glück sind die 5 häufigsten Fehler sehr leicht zu vermeiden indem man sie kennt und sie sich, während des Filmens Unterwasser, immer wieder ins Bewusstsein ruft. 

Bereit? Hier kommen die 5 Fehler, die du unbedingt vermeiden solltest…

Fehler #1 – Du tauchst zu tief!

Wie du während deines Open Water Kurses gelernt hast, verschwindet Licht – und somit auch die bunten Farben – je weiter du abtauchst. Das hat damit zu tun, das Licht im Wasser absorbiert wird und somit die Farben nacheinander – startend mit der Farbe Rot – für uns nicht mehr sichtbar sind. Möchtest du die intensiven, bunten Farben in deinen Videos einfangen, so bleibst du am besten im flachen Wasser und filmst über die Mittagszeit, wenn die Sonne am stärksten ist. Im Idealfall fimst du die meiste Zeit in einer Tiefe von 5 – 10 Metern. 

Natürlich gibt es immer mal wieder gute Gründe tiefer als auf 10 Meter abzutauchen. Vielleicht möchtest du ein Wrack filmen, oder ein spezielles Lebewesen, das nur in grösseren Tiefen vorkommt. Merke dir einfach, dass je tiefer du abtauchst, umso dunkler und blauer/grüner werden deine Aufnahmen ausfallen. Das ist völlig normal. Ich sage nicht, dass es nicht möglich ist auch auf 30 oder 40 Metern Tiefe schöne Aufnahmen einzufangen, aber es ist sicherlich schwieriger und du wirst höchstwahrscheinlich zusätzliche Ausrüstung wie z.B. Unterwasser Video-Lichter und/oder Filter benötigen. Wenn du es dir also so einfach wie möglich machen möchtest schöne, bunte und farbenfrohe Aufnahmen einzufangen, dann bewegst du dich lieber in flacheren Tiefen. 

Und als Bonus wirst du bei flachen Tauchgängen auch weniger Luft verbrauchen und somit eine längere Tauchzeit erhalten, während welcher du deine perfekte Aufnahme einfangen kannst. 

Fehler #2 – Du bist zu weit von deinem Objekt weg!

Wasser kann ein sehr tückisches Element sein. Es ist sehr viel dichter als Luft und «schluckt» wesentlich mehr Licht. Das bedeutet, dass wenn wir unser Objekt von weiter weg filmen, wird dieses nicht nur sehr klein sein sondern auch die Farben werden sehr entsättigt und nicht sehr intensiv sein. 

Schaue also immer, dass du so nah wie möglich an dein Objekt rankommst, natürlich ohne ihm dabei zu sehr auf die Pelle zu rücken (wir sprechen später noch ein bisschen mehr darüber, warum du die Tierwelt nicht stören oder stressen solltest). Indem du die Menge an Wasser zwischen dir und deinem Objekt verringerst, wirst du automatisch natürlichere, kräftigere und schönere Farben erhalten sowie ein klareres Bild. Und das wird dein Publikum zu schätzen wissen. 

Nur um das klarzustellen, es spricht nichts dagegen ab und an mal eine Weitwinkelaufnahme einzubauen, welche sich gut als Einführungs- oder Übergangsszene eignet. Wenn du aber hauptsächlich Weitwinkelaufnahmen machst in welchen dein Objekt eher klein und unbedeutend erscheint, wird deinen Filmen etwas fehlen. Das Zauberwort hier heisst «Intimität». Und diese kannst du nur erzielen, wenn du nah an dein Objekt herangehst und ein paar Nahaufnahmen einfängst. Das müssen keine Supermakro-Aufnahmen sein, aber du möchtest dein Objekt klar im Fokus deiner Aufnahme haben und ihm die Aufmerksamkeit zusprechend, die es verdient hat. Sei aber vorsichtig, dass du die Umgebung nicht beschädigst. Manchmal ist es schlicht nicht möglich nah genug an ein Objekt heranzukommen ohne Schaden anzurichten. In dem Falle gilt: «Der Schutz der Umwelt geht immer vor!» Kannst du diesen bei einer Aufnahmen nicht gewährleisten, so solltest du die Aufnahme nicht um jeden Preis fortführen und stattdessen den Moment einfach nur geniessen. 

Fehler #3 – Du benutzt den automatischen Weissabgleich!

Warum sollen wir uns mit dem manuellen Weissabgleich abmühen wenn moderne Kameras einen automatischen Weissabgleich für uns durchführen können? Wenn du dir diese Frage schon mal gestellt hast, dann bist du nicht alleine. Aber wie in so vielen anderen Bereichen unseres Lebens, ist es nicht immer die beste Idee sich blind auf die Technik zu verlassen, nur weil diese behauptet etwas zu beherrschen. Machen wir es trotzdem kann es schnell einmal zu unerwünschten Resultaten führen. 

Moderne Kameras nutzen einen ausgeklügelten Algorithmus (welcher sich von Hersteller zu Hersteller unterscheidet) um den bestmöglichen Weissabgleich für jede Szene zu bestimmen, so dass natürliche Farben dabei entstehen. Diese Algorithmen wurden über die Jahre stets weiterentwickelt und funktionieren bei den meisten modernen Kameras relativ gut und zuverlässig. Leider gilt das nur unter “normalen Bedingungen“, wozu man Aufnahmen Unterwasser nicht zählen kann. Wie im Abschnitt zu “Fehler 1” bereits erläutert verlieren wir mehr und mehr der roten Farbe je tiefer wir abtauchen. Unsere Kamera weiss das leider nicht und passt den Weissabgleich so an, als wäre immer noch die gleiche Menge an rot sichtbar wie über Wasser. Und das ist der einfache Grund warum deine Aufnahmen einen Blau- oder Grünstich enthalten, wenn du mit dem automatischen Weissabgleich arbeitest. 

Du magst jetzt denken: «Aber Matthias, es gibt doch auch Kameras, die eine spezielle “DIVE“ Einstellung beim Weissabgleich haben.»

Das ist korrekt. Was dieser spezielle Modus macht ist nichts anderes als dass er digital mehr rot in die Aufnahme einfliessen lässt. Aber selbst diese Kameras wissen nicht wie tief du jeweils bist und wieviel rot hinzugefügt werden muss um eine natürliche Farbwiedergabe zu erhalten. Sie arbeiten mit einer Schätzung der durchschnittlichen Tiefe. Dies kann manchmal ganz gut funktionieren und manchmal auch nicht. Ich persönlich würde mich nicht darauf verlassen. 

Wenn du nun aus dem Fotografie-Lager kommst denkst du dir vielleicht: «Aber Matthias, auch beim Fotografieren Unterwasser kümmere ich mich nicht allzu sehr um den Weissabgleich. Ich korrigiere das einfach später am Computer.»

Ich muss zugeben, das ist ein guter Punkt. Allerdings bin ich mir fast sicher, dass du in solch einem Fall deine Fotos im RAW Format abspeicherst, welches dir – anders als komprimierte Formate – genau diese Möglichkeiten bietet, wie z.B. die nachträgliche Anpassung des Weissabgleichs. Natürlich ist es auch möglich Videos im RAW Format aufzuzeichnen, allerdings gibt es nur wenige Consumer-Kameras, die diese Möglichkeit bieten. Und falls du solch eine Kamera für deine Unterwasser-Aufnahmen benutzt, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich dir hier heute nichts unbekanntes erzählen werde. 😉

Wie kannst du also mit dem Problem “Weissabgleich“ umgehen, wenn du nicht in RAW aufzeichnen kannst? Ehrlich gesagt ist die einfachste Variante jeweils einen manuellen Weissabgleich durchzuführen. Normalerweise benutzt du dafür eine Weiss- oder Graukarte, hältst diese vor die Kameralinse, richtest die Kamera in die Richtung in welche du auch die Aufnahme machen möchtest und betätigst die Taste zum manuellen Weissabgleich. Im Idealfall machst du das vor jeder Aufnahme, mindestens jedoch alle paar Meter wenn du deine Tiefe veränderst. Ich weiss, das klingt nach viel Extraaufwand und ich werde dich hier nicht anlügen. Narürlich ist das wesentlich aufwändiger als wenn du einfach unbeschwert einen Clip nach dem anderen filmst ohne dir Gedanken über den Weissabgleich zu machen. Wenn du allerdings das bestmögliche Resultat mit zurück an die Oberfläche bringen möchtest, wirst du nicht darum herum kommen, diesen Extra-Einsatz zu leisten. 

Fehler #4 – Du fängst zu wenig unterschiedliche Blickwinkel ein!

Lass uns nun darüber sprechen, was eine Sequenz von Unterwasser-Clips interessant macht. Natürlich hilft eine gute Geschichte, aber ebenso tut dies eine gute Variation von unterschiedlichen Blickwinkeln. Hast du jemals einen Unterwasser-Film gesehen – vielleicht von einem deiner Tauchbuddys – in welchem sich die Aufnahmen sehr glichen, da er oder sie praktisch nur einen Blickwinkel verwendet hatte (Weitwinkelaufnahme von einem Fisch, Weitwinkelaufnahme von einem Taucher, Weitwinkelaufnahme vom Riff, etc.)? Vermutlich fandest du den Film nicht sonderlich interessant, oder?! 

Versuche Variation in deine Aufnahmen zu bringen indem du dir überlegst aus welchen Blickwinkeln du das Objekt oder die Szene ablichten kannst. Es ist immer von Vorteil möglichst viele unterschiedliche Blickwinkel von deinem Objekt einzufangen (von oben nach unten, auf Augenhöhe, von unten nach oben). Nimm nicht einfach nur einen Clip pro Objekt auf und geh dann zum nächsten weiter sondern versuche dir zu überlegen wie du das jeweilige Objekt am besten inszenieren kannst. Das wird dir einerseits den Schnitt erleichtern (da du eine grössere Auswahl an verschiedenen Clips haben wirst) und andererseits wird es deinen Film spannender machen und deine Zuschauer werden länger dabei bleiben. Und das ist doch genau was wir als Unterwasser-Filmer möchten, unser Publikum in den Bann unserer Aufnahmen zu ziehen. 

Blickwinkel von oben nach unten:

Blickwinkel von unten nach oben:

Blickwinkel auf Augenhöhe:

Fehler #5 – Du jagst deinen Objekten kopflos hinterher! 

Dies ist ein Verhalten welches ich öfters bei eher unerfahrenen Tauchern beobachte. Diese entdecken z.B. eine Schildkröte und wollen um jeden Preis eine Aufnahme der Schildkröte machen. Also fangen sie an in Richtung der Schildkröte zu schwimmen. Zu Anfang vielleicht noch etwas langsamer, aber sobald sie merken, dass die Schildkröte nicht kooperiert und davonschwimmen will, legen sie den Turbo ein und schwimmen so schnell sie können auf die Schildkröte zu. Gleichzeitig versuchen sie ihre Verfolgungsjagt aufzunehmen in der Hoffnung doch noch eine gute Sequenz zu erwischen. Natürlich ist die Schildkröte viel schneller und der Taucher/die Taucherin ausser Atem und ohne brauchbare Aufnahme im Kasten. Nicht nur wirst du so keine guten Aufnahmen der Schildkröte machen können, du wirst das Tier zusätzlich auch noch in einen Stresszustand bringen, und das wollen wir als Unterwasser-Filmer wirklich nicht. Die Tierwelt soll sich um uns herum wohl fühlen, nicht bedroht, dann gelingen auch gute, natürlich wirkende Aufnahmen. Die meisten Tiere sind nämlich von sich aus etwas neugierig und wenn wir uns einfach genug Zeit lassen, mit der Umgebung verschmelzen und den Tieren die Gelegenheit geben auf uns zuzukommen, dürfen wir viel die schöneren Interaktionen erleben und haben eine hohe Wahrscheinlichkeit auch ein paar tolle Aufnahmen dabei einzufangen. Einige meiner besten Unterwasser-Aufnahmen sind in Situationen entstanden, in welchen ich mich kaum bewegt habe, sondern als reiner Beobachter fungierte und die Tiere auf mich zukommen liess. 

Und das wären sie also. Die 5 häufigsten Fehler, die ich bei neuen Unterwasser-Videographen regelmässig beobachte. Eliminiere diese und deine Unterwasser-Videoaufnahmen werden sich auf einen Schlag merklich verbessern. 

Und falls du weiter an deinen Unterwasser-Video Fertigkeiten arbeiten möchtest, so empfehle ich dir meinen Online-Kurs «LEARN TO FILM UNDERWATER». Es handelt sich dabei um einen kompletten Guide, der dir den Einstieg in die Unterwasser-Videographie erleichtert und dir dabei hilft deine Fertigkeiten weiter zu verbessern. 

https://courses.matthiaslebo.com/s/matthiaslebo/learn-to-film-underwater 

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Copyright Text und Fotos: Matthias Lebo

About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

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