Auf Sulawesi liegt der Nationalpark Bunaken. Mittendrin schimmern die Siladen, eine aus 5 Inseln bestehende Gruppe. Ein Naturparadies, über und unter Wasser. Es ist der Stoff, aus dem Taucherträume gemacht sind.

Ich durfte mir diesen Traum öfter erfüllen und war schon mehrmals im –  inzwischen sehr luxuriösen –  Siladen Resort & Spa zum Tauchen. Ein Paradies, das Taucherherzen höher schlagen lässt. Dort passierte etwas, was ich keinem anderen Taucher wünsche. Ich hatte einen Tauchunfall.

Albtraum im Paradies

Es ist genau das, was viele Taucherinnen und Taucher fürchten. Das etwas vorfällt, man unter Wasser ein Problem hat. Auf 15 Metern rutscht mir das Mundstück von meinem  Atemregler. Ich konnte nicht mehr tief einatmen, machte einen Notaufstieg. Zunächst ging es mir ganz gut, ich machte noch weitere Tauchgänge. Bis ich plötzlich unter der Dusche keine Luft mehr bekam. Was folgte, war ein Albtraum. Transfer in die Klinik, niedrige Sauerstoffsättigung. Ich bekam Sauerstoff, aber so genau wusste niemand, was ich habe. Mir ging es so schlecht, ich hatte mit dem Leben fast abgeschlossen.

Nach  elf Tagen in der Klinik, davon sieben Tagen Intensivstation, durfte ich nach Hause fliegen.  Erst in Wien wurde festgestellt, dass ich wohl durch das Einatmen  von Wasser eine bakterielle Lungenentzündung bekommen hatte.

Die Sorge vor den Tauchgängen

Diese  Erinnerung sitzt sehr, sehr tief in mir. Ich wusste nicht, ob ich jemals wieder tauchen werde.  Dennoch buchte ich wieder einen Urlaub im Siladen und Spa Resort, denn ich wollte mir eigentlich mein Hobby nicht nehmen lassen. Die Nächte vor unsere Abreise waren für mich schlimm. Ich hatte Albträume, wachte schweissgebadet auf. Dort angekommen, startete ich mit Tauchgängen im Pool.  Ich wollte wissen, wie mein Gehirn unter Wasser reagierte, ohne mich und andere in echte Gefahr zu bringen. Das ging so weit gut, ich hatte keinerlei Probleme und war schon etwas optimistischer gestimmt.

Also auf zum ersten Tauchgang, natürlich ohne Kamera, fünf leichte Flossenschläge, Druckausgleich klappte fast zu perfekt, und runter ging es. Ich wartete auf die erste empörte Reaktion des Kopfes, aber sie kam nicht, es war ein ruhiger und schöner Tauchgang, und ich konnte beginnen, das Tauchen wieder zu genießen. Ab da machten wir täglich drei Tauchgänge und waren abends angenehm müde und entspannt. Am nächsten Tag wollte ich nun etwas tiefer tauchen, ich fühlte mich mental dazu gewappnet.  Auf 27 Metern meldete sich der Kopf, mental hatte ich wohl schon genug.  Der  Puls beschleunigte, ich schaffte es aber, nicht zu hyperventilieren und stieg ein wenig auf.

Die Angst überwinden

Ich versuchte meinem Kopf klar zu machen, dass dieser Tauchgang und die Tiefe nun auch nichts Besonderes wären. Außerdem, verhandelte ich innerlich mit mir selbst, könnte man ja  nach 15 Metern im Notfall  wieder einen Notaufstieg machen. Mein Kopf und ich, wir arrangierten uns also, die Atmung war wieder normal. Die nächsten vierzig Tauchgänge verliefen problemlos.

Ich habe eines wieder verstanden. Es ist möglich, die eigenen Ängste  vorsichtig zu überwinden, aber man kann nichts erzwingen. Wer sich stark genug fühlt, kann sich nach einem unangenehmen Vorfall wieder vorsichtig an den Tauchsport herantasten. Wichtig ist es, innerhalb der eigenen Grenzen zu bleiben, niemanden zu gefährden und gut auf sich selbst zu hören. Panikattacken können jeden, immer und überall treffen. Auch Taucher und Taucherinnen mit über tausend Tauchgängen sind davor nicht sicher. Manche überwinden diese Ängste, andere nicht. Ich habe es geschafft, aber die Angst kann jederzeit und unerwartet zurück kommen. Darauf bin ich ab jetzt eingestellt. Meine zukünftigen Tauchgänge mache ich mit noch größerer Vorsicht, aber ohne Angst. Denn Angst und Panik sind ganz schlechte Buddies. Sollte ich diese zwei  vor dem Tauchgang spüren, bleibe ich lieber oben und gebe mir die Zeit, die ich brauche.

Copyright Fotos & Text : Martin Sadleder 2022

About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

Schlagworte

Teilen auf

Weitere Blogbeiträge

  • Makro und Luxus auf Sulawesi: Das Siladen und Spa Resort

    Tauchen /

    17. November 2022

    Es gibt sie, diese Traumdestinationen. Die uns in ihren Bann ziehen und nie wieder loslassen. Die uns zeigen, was das Tauchen so außergewöhnlich macht. Eine von diesen Destinationen ist ganz bestimmt Indonesien. […]

    mehr
  • Die indonesische Kronprinzessin: Tauchen in Tompotika

    Indonesien, Südostasien, Tauchen /

    01. März 2020

    Eine lange Anreise nach Tompotika Die letzten dreieinhalb Autostunden zum Resort Tompotika Dive Lodge in Tompotika gleichen einem wirren, unangenehmen Traum nachdem ich in Luwuk völlig übermüdet aus dem Flugzeug geklettert bin: Der Fahrer […]

    mehr

Schreibe einene Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Erforderliche Felder sind mit * markiert.