Sonne, Strand und Österreicher

Nach 4 beschaulichen Tagen in einem Agritourismo in der Nähe von Udine, fuhren wir mit einem Umweg über die schöne Stadt Gorizia, ging es nach Grade. Ich kannte die Stadt an der Nordküste der Adria lediglich von Erzählungen meiner österreichischen Freunde. Viele Österreicher in meinem Alter haben die Urlaube ihrer Kindheit hier in Grado, Bibione oder Jesolo verbracht. Mir war diese Gegend völlig unbekannt. Ich hatte einige gute Sachen gehört und die Vorfreude auf das Meer war riesig. Mein letzter Urlaub am Meer lag einige Monate zurück, ich war mit beiden Kindern im November 2019 auf Teneriffa. Nun also Grado und Adria statt Atlantik oder Rotes Meer. Auch gut, man wird genügsam.

Endlich wieder am Meer

Die Einfahrt nach Grado ist wunderbar. Über einen schmalen Damm geht es über die Lagune in die Stadt. Statt der erwarteten Altstadt sah ich zunächst nur Retorte, hässliche Neubauten, dicht gedrängte Apartmentblocks und Hotels. Zu meinen großen Schreck war der Strand komplett mit einem Zaun abgesperrt, rund 25 Euro kostet der Zugang für einen ganzen Tag inklusive Liegen und Sonnenschirm. Ich bekam sofort schlechte Lauen, konnte man sich halt nicht einfach so mal ans Meer setzten, wie ich es mir vorgestellt hatte. Noch dazu war das flache Wasser braun, voller Seegrass und es war windig. Ich war wirklich enttäuscht. Aber die Kinder waren im flachen Wasser so glücklich und sicher, dass ich meine eigenen Ansprüche schnell runterschraubte und mich beruhigte. Wir entdeckten den öffentlichen Strand, außerdem kann man auch etwas später gehen und zahlt weniger. Nach 16 Uhr war der Eintritt  überhaupt kostenlos.


Grado – was kann man unternehmen?

Wir haben uns in der Ville Bianchi ein Apartment gemietet. Preislich eher 4 Sterne, ist die Ausstattung bekommt von mir jedoch nur 3 Sterne. Dennoch war das Apartment geräumig und gut ausgestattet. Das Niveau der Hotels in Italien ist etwas niedriger als in andern Teilen Europas, dessen sollte man sich bewusst sein. Das Frühstück war auch hier reichlich, aber dank COVID durfte man sich nichts selber nehmen. Das war mit 2 kleinen Kindern schon sehr nervig, vor allen wenn der Große dann plötzlich noch einen Saft oder Obst wollte, bedeutete das nämlich erneute 15 Minuten anstehen. Aber wir haben auch das gemeistert und das sind wahrlich Erste-Welt-Probleme. Sie gehören aber für eine authentischen Bericht für mich dazu. Das Hotel ist zentral gelegen, aber weit weg vom öffentlichen, kostenlosen Strand. Nach dem Frühstück verbrachten wir den Vormittag auf dem Spielplatz, gingen spazieren und liessen uns einfach durch die Altstadt treiben, die wirklich hübsch ist. Nach einem Mittagessen ging es zum Schlafen in die Wohnung. Abends haben wir entweder in der Wohnung oder in einem der vielen Restaurants gegessen und haben uns den Sonnenuntergang von der Promenade aus angesehen.



Ausflug nach Venedig

Eines der Highlights für uns alle war unser Ausflug in die schönste Stadt der Welt, nach Venedig. Die Fahrtzeit von Grado beträgt ungefähr 2 Stunden. Parken kann man, mit Voranmeldung, direkt in der Garage San Marco oder in der Garage Tronchetto. Von Tronchetto gibt es einen Sky Train in die Stadt oder man fährt mit dem Vaporetto. Ab San Marco geht es zu Fuss oder auch mit dem Vaporetto, je nachdem wo man hinmuss.

Venedig mit Kindern – geht das?

Venedig mit Kindern ist toll. Da die Stadt autofrei ist, können größere Kinder frei herumlaufen, rennen und toben. Man muss nur sehr gut aufpassen, dass sie nicht ins Wasser fallen. Für das Baby hatten wir den Kinderwagen mit, der Mann hat Wagen und Baby tapfer über alle Brücken geschleppt und fand es nicht so schlimm. Der Große war wie in einem Wunderland. Kanäle, Boote, Gondoliere, Eis, Süssigkeiten, Fahrten mit dem Vaporetto. Diese Reise hat ihn lange beschäftig und begeistert. Auch hier haben wir, bis auf einen Besuch auf dem Markusplatz, überhaupt keine Pläne gemacht. Die Stadt war leer, kaum Touristen. Dadurch konnten wir das Museum der Basilika San Marco besuchen und von oben sogar ohne Gedränge auf den Markusplatz blicken, ein unbeschreibliches Gefühl.


Der Große (3 Jahre) rannte wie aufgezogen über alle Brücken, durch die engen Gassen und kleinen Parks. Es war herzerfrischend, ihm zuzusehen. Und für uns Erwachsene? Es war mal wieder ein fantastischer Ausflug in die für mich wahrscheinlich schönste Stadt dieser Erde. Die Architektur, das Leben, die Farben, das Wasser. Es ist eine Stadt, bei der mir das Herz aufgeht. Die Schönheit ist atemberaubend. Die Stadt ist vielfältig, hat versteckte ruhige Ecken. Lohnenswert ist es, einen Ausflug auf die ruhige Insel Giudecca zu machen, für mehr hatten wir leider keine Zeit.





Aber ich komme bald nach Venedig zurück, ich kann es kaum erwarten. Ich bin verknallt in diese Stadt, das Lebensgefühl, den Geruch und – natürlich – in das hervorragende Essen.

Grado – ein empfehlenswerter Urlaub?

Alles in allem hatten wir einen wunderbaren Familienurlaub, lediglich meine eigenen Erwartungen haben meine Freude am Anfang etwas gedämpft. Aber die Kinder haben sich wohlgefühlt, wir hatten eine tolle Zeit zusammen und Venedig war wirklich ein ganz besonderes Erlebnis als Familie. Und wieder stelle ich fest: man muss nicht um die halbe Welt fliegen, um wunderbare Urlaube zu erleben. Vor unsere Haustür warten Wunder, Schätze und Schönheit auf den, der genau hinsieht. Es lohnt sich. Unser Europa ist doch ein wunderbares Fleckchen Erde.

About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

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