Mit Kindern kann man genauso reisen wie vorher
Meine Kinder sind noch sehr klein, knapp über 2 Jahre und wenige Wochen alt. Für mich hat sich alles verändert im Leben und auch das Reisen ist einfach anders geworden. Ich kann sie daher einfach nicht mehr hören. Diese pauschalen Aussagen von Eltern, die sich hinstellen und sagen: “Unser Leben hat sich ja gar nicht verändert, wir reisen weiterhin so wie früher. Nur mit den Kindern, das ist der einzige Unterschied.”
Für mich persönlich ist es so, dass ich nicht mehr so reisen kann wie früher. Denn – und das mag viele jetzt total überraschen – es gibt Reisen, auf denen kleine Kinder absolut nichts verloren haben. Bevor ich Kinder hatte, habe ich am liebsten Tauchsafaris gemacht. Diese Art von Tauchurlaub ist für mich einfach perfekt. Hinfliegen, auf dem Boot einchecken, Sachen auspacken, Kabine beziehen und die Taucherausrüstung aufbauen. Danach folgt tauchen, essen und schlafen für den Rest der Tauchsafari. Lediglich kurze Landausflüge unterbrechen diesen höchst entspannenden Tagesablauf.
Auf solche Reisen kann man keine kleinen Kinder mitnehmen und älter Kinder brauchen ein Brevet und genug Erfahrung, um so viele und zum Teil recht anspruchsvolle Tauchgänge mitmachen zu können. Sprich, vor dem Teenageralter kann man den Nachwuchs auf reguläre Tauchsafaris eigentlich nicht mitnehmen.
Flugreisen mit Kleinkindern
Wer reisen will, muss meistens fliegen. Ich habe eigentlich schon lange genug von Flugreisen und mit Kindern ist das nicht gerade besser geworden. Vielleicht bin ich auch einfach nur inzwischen zu bequem und gehe den Weg des geringsten Widerstandes. Bereits die Schlange am Check-In und an der Sicherheitskontrolle lassen mich daran zweifeln, ob es wirklich notwendig war, sich diesen Schikanen auszusetzen. Ja, Schikanen. Denn die Entwicklungen der letzten Jahre, Menschen auf so wenig Raum wie möglich zusammenzupferchen, alle Abläufe am Flughafen irgendwie zu optimieren und zu verbilligen, macht das Reisen an sich und besonders mit Kindern nicht gerade angenehmen. Wer schon 45 Minuten mit einem schreienden Kind in der Schlange für die Gepäckaufgabe stand, wird mich vielleicht verstehen. Warum man sich das antut? Damit die Kinder und die Eltern etwas von der Welt sehen und sich entspannen können.
Nun erscheint mir auch eine lange Flugreise mit kleinen Kindern einfach alles andere als entspannend. Alleine lange zu fliegen ist keine Freude mehr. Der einzige Grund, der mich lange Flüge hat überleben lassen, ist meine Fähigkeit immer und überall zu schlafen. Eingequetscht in die Holzklasse habe ich von 12 Stunden Flug gute 8-10 einfach verschlafen. Lange Transfers mit Bus und Taxi habe ich ebenso im Schlaf hinter mich gebracht wie lange Anfahrten auf dem Safariboot zu den Tauchplätzen.
Mit Kleinkindern ist das schlicht und ergreifend nicht möglich. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Kinder im Flugzeug genau dann schlafen, wenn ich die Augen schliesse, tendiert gegen Null. Einer ist immer wach. Lange Flüge und Kinder passen für mich persönlich so gut zusammen wie Rollmops mit Schlagsahne. Kinder wollen sich bewegen, laut sein und spielen. Sie sind nicht dafür gemacht, 12 Stunden lang möglichst wenig Geräusche von sich zu geben und genau dann im Sitz still zu sitzen, wenn die roten Anschnallzeichen aufleuchten. Ich selbst bin nicht dafür gemacht, lange Reisen in wachem Zustand zu absolvieren. Ich muss schlafen. Kann ich nicht schlafen, verzichte ich lieber auf den Flug.
Als der Große 6 Monat alt war, bin ich mit ihm alleine nach Teneriffa geflogen. Die Anzeige der Dauer der verbleibenden Flugzeit war reine Folter, die Minuten zogen sich wie Stunden, der ganze Flug dauerte gefühlt Jahre. Ich musst den kleinen Mann tragen, stillen, trösten und beruhigen. Am Flughafen auf Teneriffa gab es, wie fast überall, keine Gepäckwägen, ewig musste ich ihn samt MaxiCosy alleine bis zum Gepäckband tragen. Auf dem Weg nach Ägypten schrie er ununterbrochen und schlief erst ein, nachdem wir gelandet waren. Es waren die längsten 4 Stunden meines Lebens. Flugziele, die über 3-4 Stunden entfernt sind, möchte ich daher im Moment eher vermeiden.
Tauchereisen mit Kleinkindern
Hat man die Anreise hinter sich gebracht, wartet die nächste Herausforderung. Wie oft kann Mutti tauchen gehen? Kann ich ein oder zwei Tauchgänge am Tag machen? Wann kann der Mann seinen Hobbies frönen? Wie lange dauert es, bis der gegen die Kinderbetreuung rebelliert? All diese Fragen stellen sich vor der Ankunft am Urlaubsort. Da nur ich tauche, haben wir zumindest da nie Konflikte gehabt. In Ägypten war ich tauchen, der Mann ging dann Schnorcheln und wir kümmerten uns abwechselnd um das Kind.
Auch in Slowenien, Kroatien und auf unseren Ausflügen in Österreich hat das immer gut mit dem Tauchen geklappt. Allerdings ging das nur so einfach weil K1 von Anfang an neben dem Stillen auch ein Fläschchen bekommen hat.
Da mich das Auskochen von Flaschen, die Zubereitung oder das Abpumpten einfach zusätzlich ein wenig gestresst haben, wird K2 nur gestillt. Dadurch kann ich aber nie allzugange weg. Ich weiss nicht, ob ich den nächsten Tauchgang machen kann, wie die Situation ist wenn ich auftauche und wann das Kind durst hat. Denn Kinder trinken nicht nach der Uhr. Manchmal lässt sich K2 nur durch das Stillen beruhigen und wenn ich genau dann zum Tauchen verabredet bin geht es halt nicht. Diese Situation hat mich davon abgehalten, sehr schnell nach der Geburt einen Tauchurlaub zu machen, denn es wäre Schade ums Geld wenn wir alle 4 etwas gefrustet in der Wüste hocken. So haben wir uns für andere Reisen entschieden, wo ich zwar auch Tauchen könnte, aber es genug Dinge für uns alle gemeinsam als Familie an Land zu erleben gibt.
Bis ich also wieder richtige Tauchurlaube machen kann, wird es noch ein wenig dauern. Aber das ist überhaupt nicht schlimm. Ich vermisse meine Tauchreisen zwar, aber das Glück zwei gesunder Kinder zu haben ist einfach besser als jeder Urlaub. So wie es jetzt ist, ist es für mich perfekt.
Ein Kompromiss: Kindersafaris und Cluburlaub
Es gibt aber Hoffnung, wenn die Kinder größer sind, dann sieht die Lage auch wieder anders aus. Man kann sich in ein Clubhotel mit Kinderbetreuung einbuchen. Auch wenn das für mich früher eine Horrorvorstellung war, bin ich mit den2 kleinen Monstern nicht mehr abgeneigt. Mir wird es ja egal sein, ich planen den ganzen Tag tauchen zugehen. Na ja, in meinen Träumen zumindest. Es gibt aber auch einfach kleine Hotels, die familienfreundlich sind, ein schönes Hausriff haben und so den Eltern flexibel Tauchgänge ermöglichen, ohne dass man den ganzen Tag auf einem Boot verbringen muss. Das Tauchreisebüro des Vertrauens kann da sicher weiterhelfen, das richtige für die ganze Familie zu finden.
Bei den Recherchen zu diesem Artikel bin ich außerdem auf Deep Blue Cruises gestoßen. Laut Homepage bietet das Unternehmen Kindersafaris an, die auf die Bedürfnisse von Familien mit Kindern zugeschnitten sind. Kinder im Alter ab 6 Jahren sind auf diesen Safaris herzlich willkommen. Die Kinder müssen schwimmen können oder so alt sein, dass sie entweder Schnuppertauchen oder gleich den Tauchschein machen können oder natürlich bereits brevetiert sind. Die Routen und Tauchplätze werden laut Anbieter so ausgewählt, dass Eltern und Kindern sich nicht langweilen. Eltern können entweder mit ihren Kindern tauchen und schnorcheln gehen, es gibt aber auch Kinderbetreuung durch die Guides. Wenn es dieses Angebot in 6 Jahren noch gibt, kann ich mir das für meine Familie sehr gut vorstellen.
Was will uns die Autorin nun sagen?
Jeder Mensch hat seine eigene Wohlfühlgrenze. Es gibt Eltern, die machen mit ihren Kindern eine Weltreise, fahren im Bus durch Europa, fliegen stundenlang auf die Malediven. Ich gehöre nicht mehr dazu. Denn meine Reisen waren meine Reisen, nicht familientauglich und auch nicht darauf ausgerichtet, mit kleinen Kindern unterwegs zu sein. Wenn ich lange geflogen bin, dann um ganz viele Tauchgänge zu machen. Mit einem Kind ging es auch für mich alles noch einfacher, zwei sind einfach eine ganz andere organisatorische Herausforderung.
Wenn ich also nach Indonesien fliege und dort nicht ganz viele Tauchgänge machen kann, dann muss ich dort einfach momentan nicht zwingend hin. Kleine Kinder bekommen diese Reisen zwar mit, es prägt sie bestimmt. Aber noch sind sie immer begeistert, wenn sie mit den Eltern etwas unternehmen. Noch freuen sie sich über eine Ziege in Österreich genauso wie über einen Organ Utan in Borneo. Wenn sie älter sind, möchte ich ihnen gerne die Welt zeigen, aber in so jungen Jahren beginne ich mit Europa, denn auch bei uns gibt es mehr als genug zu entdecken und die kurze Anreise ziehe ich gerade einfach vor. Da muss das Tauchen noch ein wenig warten und hoffentlich sind meine Kinder dann so begeistert von der Unterwasserwelt wie ich. Und wenn nicht? Dann machen wir halt etwas anders zusammen.
About the Author: Bettina Winert
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