Auch wenn wir in Ägypten nicht erwartet haben, von Corona verschont zu bleiben, so haben auch uns die drastischen Maßnahmen der Regierung erstaunt. Wir haben nicht erwartet, dass alle Flughäfen geschlossen werden und der Tourismus quasi für  mindestens zwei Wochen eingestellt wird. Rückblickend hatten hatten wir ja keine Ahnung, was da auf uns zukommt. Auch wenn wir uns nicht erwartet haben, dass nach 2 Wochen wieder alles so ist wie vorher. Für mich, als Ausländerin im Land, stellte sich eine wichtige Frage. Gehen oder bleiben? Nach langer Überlegung mit meiner Familie in England entschied ich mich, zu bleiben. Nach nunmehr 3 Monaten warten wir immer noch, dass die Flughäfen wieder aufmachen und das Leben für uns weitergeht.

Marsa Shagra im Lock Down

Nach Abreise der letzten Gäste und einem Großteil der Angestellten, blieb nur noch eine Kerngruppe an Mitarbeitern übrig. Ich arbeitete weiter, blieb in Kontakt mit den Reiseveranstaltern bezüglich der Stornierungen und arbeitete administrative Dinge ab. Nach 2 Wochen in Quarantäne und keinem COVID 19 Fall, konnten wir uns etwas entspannen. Marsa Shagra so leer zu sehen war dennoch immer noch einfach ungewohnt und merkwürdig.


Ich nutzte mein neu gewonnene Freizeit auch, um einige Tauchgänge zu machen. Es war deutlich mehr Fisch am Hausriff, besonders mehr Juvenile und Fischschwärme. Dennoch war die Lage unter Wasser nicht dramatisch verändert. Das bestärkt mich darin, dass wir immer einen guten Job machen und mit unserem Hausriff sorgsam umgehen.


Ich bin in der glücklichen Lage, meinen Job behalten zu können und weiterhin Gehalt zu bekommen. Nicht alle Mitarbeiter im Bereich Tourismus sind in so einer guten Situation. Die Angestellten und Mitarbeiter waren immer im Zentrum von Red Sea Diving Safari und immer die Priorität des Eigentümers. Während der letzten Wochen haben wir, die wir noch in Shagra sind,  viele Projekte aufgearbeitet, aber auch mal entspannt und Ping Pong gespielt.

Vorbereitungen für einen Neustart

Da es mit jeden Tag der verging immer deutlicher wurde, dass dieser Ausnahmezustand länger dauert, warteten wir auf Vorgaben der Regierung. Wir waren erleichtert, als es endlich Neuigkeiten gab. Nach Ende des Ramadan sollten Hotels wieder eröffnen dürfen, hiess es von Seiten der Regierung. Voraussetzung sei die Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen.  Wir setzten alles daran, das Audit für die Eröffnung zu schaffen und durften  ab 21. Mai wieder Gäste empfangen. Zwar nur bis zu einer 25% Kapazität im Vergleich zu früher, aber immerhin. Die von der Regierung vorgegebenen Maßnahmen sind weitreichend, streng und teuer. Jeder Aspekt und jeder Bereich des Hotels und des Tauchbetriebes mussten untersucht und angepasst werden. Überall müssen Social Distancing und Desinfektion gewährleistet sein. 

COVID-19 Maßnahmen im Tourismus

Jeder Gast wird bei Anreise vor Betreten der Eco Lodge auf COVID-19 getestet. Laut Information heute werden ausländische Touristen am Flughafen getestet oder sie müssen einen COVID-19 (PCR-Test) vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden alt sein darf. Sollten sie keinen Test dabei haben, dürfen sie Shagra erst betreten, wenn sie von unserem Arzt vor Ort getestet wurden. Alle Hotels müssen eine Klinik und einen Arzt auf dem Gelände haben sowie Quarantänezimmer für Erkrankte bereitstellen.

Wir mussten Trennwände aus Glas anbringen, neue Schilder anbringen und von Buffet zu einem A la Carte Menü umstellen. Die Taucher müssen ihre Ausrüstung mit Abstand von einander zusammenbauen, was aber kein so großer Nachteil für die Taucher sein wird. Auf der Tafel am Hausriff dürfen sie sich nicht mehr selber eintragen. Sie dürfen ihre Ausrüstung nicht mehr in den Becken ausspülen, sondern unter der Dusche. Die Gästen dürfen nicht mehr in ihre Masken spucken. Keine Gästen dürfen das Büro betreten, um Ausflüge zu buchen. Wer einen Atemregler ausleiht, muss ein eigenes Mundstück mitbringen oder kaufen. Die Leihausrüstung muss desinfiziert werden.


Für den Naturschutz ist COVID ein Schritt zurück. Wir müssen wieder Einwegflaschen verwenden, Besteck muss in Plastik verpackt sein und wir müssen Einwegmasken und Einweghandschuhe verwenden. Ich hoffe, dass diese Maßnahmen nicht lange andauern werden.

Wird es jemals so sein wie vorher?

Ab dem  21 Mai konnten wir wieder Gäste empfangen, Ägypter und ausländische Residents. Nun warten wir, dass die Flughäfen wieder eröffnen und Touristen zurück  ins Land kommen können. Offiziell soll dies ab 1. Juli möglich sein, aber es ist unsicher und hängt von so vielen Faktoren ab. Jeden Tag gibt es neue Entwicklungen und Richtlinien. Die Corona Fälle in Ägypten steigen immer noch und niemand kann vorhersagen, wie lange die Reisewarnungen europäischer Länder aktiv bleiben.

Niemand weiss, wie sich die Lage in Ägypten und global entwicklen wird. Ich kann nur sagen, dass Ägypten für Gäste bereit ist und wir in Shagra alles getan haben, was wir konnten. Die Behörden nehmen die Sicherheit der Touristen sehr ernst. Shagra wartet auf Taucher und die Unterwasserwelt ist so wunderbar,  wie Taucher sie kennen. Wir hoffen, dass wir bald wieder viele von euch begrüßen dürfen.

Sarah O’Gorman, Marsa Shagra

About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

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