Sarah O’Gorman arbeitet als Marketing Managerin bei Red Sea Diving Safari in Ägypten. Sie ist auch eine begeisterte Unterwasserfotografin. Sie gibt euch Tips, wie ihr eure Makroaufnahemen verbessern könnt und gibt euch weiter, was sie als Amateurin über die Jahre über Makrofotografie gelernt hat.
Makro und ich, eine Liebesgeschichte.
Wer mich kennt, weiss wofür ich brenne. Für die verborgene Unterwasserwelt, die Kleinstlebewesen. Makro ist meine Leidenschaft. Hautsächlich suche ich nach Nacktschnecken und Plattwürmern. Wenn du mir als mein Buddy einen Baby-Anglerfisch zeigst, bin ich für immer Deine beste Freundin. Aber auch Krebse, Garnelen oder Pfeifenfische aller Art begeistern mich.
Ich bin als Fotografin sicher kein Naturtalent. Aber ich mag die Herausforderungen der Unterwasserfotografie. Ich bewundere Taucher und Taucherinnen, die zweimal im Jahr einen Tauchurlaub machen, in großen Gruppen tauchen und mit tollen Fotos nach Hause kommen. Es ist, finde ich, nicht so einfach, gute Fotos unter Wasser zu machen. Deshalb habe ich hier einige meiner Tips zusammengetragen, die ich über die Jahre bekommen und für mich umgesetzt habe.
Suche Dir einen passenden Buddy
Lass Dich nicht von irgendwem unter Wasser stressen sondern suche Dir einen Buddy, der so tickt wie Du. Ich tauche natürlich bevorzugt mit anderen Makrofotografinnen oder Tauchern, die gerne die kleinen Tierchen suchen. Wenn mein Buddy also fröhlich durch die Gegend taucht und gerne noch mehr Makro-Motive entdeckt, dann passt es perfekt.
Es kommt natürlich auf den Tauchgang an, es gibt genug andere Taucher, mit denen ich gerne unterwegs bin. Es kommt einfach immer darauf an, dich mit deinem Buddy wohl und sicher zu fühlen. Dann kannst du auch gute Fotos machen.
Sei sicher und stabil unter Wasser
Wenn ich Makroobjekte fotografiere, bin ich lange an einer Stelle. Ich darf um mich herum keinen Schaden anrichten, auch wenn ich nahe am Objekt dran bin. Um ganz deutlich zu sein: es ist nicht OK, etwas anzufassen, auf dem Grund zu hocken, Korallen zu treten oder sich an ihnen festzuhalten. Klar machen wir alle mal Fehler, aber es sollten bei wenigen Fehlern bleiben.
Grundsätzlich solltet du deine Ausrüstung im Griff haben, eine perfekte Tarierung hinbekommen und deinen Flossenschlagtechnik optimieren und jeder Situation anpassen. Sei einfach eine gute Taucherin, bevor du eine Kamera in die Hand nimmst. Versuche, keinen Sand aufzuwirbeln, dich nicht hektisch zu bewegen oder alles für das eine Foto zu tun, ohne Rücksicht auf Verluste. Da habe ich übrigens eine ganz einfache Regel für mich aufgestellt. Wenn ich ein Foto mache und aus Versehen etwas unter Wasser berühre, dann tauche ich weiter. Denn offensichtlich soll ich in diesem Moment dieses Foto nicht machen. Etwas im Set Up, in der Umgebung oder am Motiv hindert mich daran, ein gutes Bild zu bekommen.
Fass nichts an, greif nicht ein
Welcher Fotograf will nicht das absolut perfekte Foto machen? Verstehe ich, aber es darf nicht auf Kosten der Natur gehen. Wenn du zum Beispiel ein Foto manipulierst und eine Nacktschnecke an einen Ort setzt, wo sie besser aussieht, dann fliegst du eventuell damit auf. Denn ein Foto, einer Schnecke, die nicht dort ist, wo man sie üblicherweise findet, wird negativ auffallen.
Lass die Tiere dort, wo du sie findest. Wenn sich kein gutes Foto ergibt, tauch weiter. Es wird noch andere Gelegeneheiten für dich geben, tolle Fotos zu machen.
Bilde dich weiter
Ja, ich gebe es zu. Mein Job ist dankbar, denn ich kann oft mit talentierten Fotografen oder Meeresbiologen tauchen. Sie wissen, wo welche Lebewesen zu finden sind, sie kennen die Unterwassewelt. Neulich hat sich ein Meeresbiologe Zeit genommen und mir gezeigt ,wo die Costasiella Nacktschnecke lebt. Sie ist unter Tauchern auch als “Shaun, das Schaf” bekannt. Ich habe überhaupt erst einmal eine gesehen und das vor vielen Jahren.
Nun stelle ich fest, dass sie an ganz vielen Orten zu finden sind. Dennoch wissen das viele Taucher gar nicht und wissen nicht, dass diese auch im Roten Meer zu finden ist, nicht nur in Asien. Wenn du nicht gerade mit erfahrenen Biologen tauchen gehen kannst, bilde dich auch selbst weiter und bereite dich auf den Tauchgang vor. Schau dir Fischbücher an. Sieh dir die Fotos andere Taucher an und merke dir, in welcher Umgebung welche Tiere oft fotografiert werden. Suche sie dann gezielt beim nächsten Tauchgang.
Nimm an einem Workshop teil
Workshops finden nicht nur im Frontalunterricht in geschlossenen Räumen statt. Sondern Workshops können eine tolle Gelegenheit sein, Wissens und Praxis zu sammeln und Erfahrungen zu machen. Suche dir den Workshopleiter ganz gezielt und genau aus. So kannst du die Themen abdecken, die für dich relevant sind. Die Chemie zwischen dir und dem Leiter sollte auch stimmen. Während des Kurses bekommst du gleich Feedback zu deinen Fotos, Tips zur Verbesserung und sonstige Hinweise zur Fotografie.
Kenne deine Ausrüstung und deren Grenzen
Setzt dir Prioritäten und fokussiere dich. Das ist grundsätzlich für die Unterwasserfotografie wichtig, aber für Makro umso mehr. Es kommt hier auch sehr auf deine Ausrüstung an. Für manche Motive brauchst du ein gutes Licht. Manchmal ist das Motiv einfach zu klein für deine Kamera und deine Linse. Wenn du eine GoPro oder ein Handy zum Fotografieren unter Wasser verwendest, kannst du vielleicht bestimmte Motive gar nicht fotografieren. Dafür sind diese Geräte einfach nicht gemacht. Überlege dir daher vor dem Tauchgang, was du fotografieren kannst und fokussiere dich darauf.
Lass dir Zeit und hab Geduld
Nicht nur du musst dir Zeit lassen, auch dein Buddy. Ihr braucht beide Geduld und Ausdauer, um gute Fotos zu machen. Seht euch in Ruhe um, sucht Motive und nehmt euch dann die Zeit, die ihr braucht. Wartet auch ein wenig ab, ob sich etwas tut. Manche Schnecken ändern ihre Position, strecken sich oder drehen sich in einen anderen Winkel. Diese winzige Drehung kann den Unterschied machen, ob ein Foto gut oder schlecht ist.
Noch kleinere Tierchen wie bestimmte Garnelen brauchen noch mehr Geduld. Denn im Gegensatz zu Nacktschnecken bewegen sie sich schnell und gerne. Du musst warten, bis du eine gute Gelegenheit für ein Foto bekommst.
Überlege dir die Bildkomposition und den Hintergrund
Selbst bin ich nicht wirklich künstlerisch veranlagt. Wenn das bei dir auch der Fall ist, dann nimm dir vor, während der Aufnahme über die Bildkomposition nachzudenken. Welchen Hintergrund willst du? Schwarz, bunt oder unscharf? Willst du die ganze Nacktschnecke drauf haben oder nur die Rhinophoren in Großaufnahme?
Versuch, dir all diese Fragen währen der Aufnahme zu stellen. Damit du ein tolles Foto bekommst, so wie du es dir ausgemalt hast. Wenn du deine Fotos bei Instagram postest, überleg dir, ob es zu deinen anderen Fotos passt.
Lass dich inspirieren
Es gibt so viele gute Fotografen, die durch unsere Meere schwimmen. Jeder von ihnen ist eine Künstlerin oder ein Künstler, die uns die Welt so zeigen, wie sie sie sehen. Von ihnen können wir lernen und uns inspirieren lassen. Du kannst dir ansehen, welche Fotos oder Stile dir gefallen, was du gerne zeigen möchtest. Und was nicht. Du kannst dich fragen, wie andere Fotografen eine bestimmtes Foto hinbekommen haben und versuchen, es so ähnlich zu machen. Oder es ganz anders zu machen, um deinen eigenen Stil zu entwickeln.
Hab einfach Spass!
Ich liebe was ich mache. Makrofotografie bedeute für mich Ding zu zeigen, die andere Taucherinnen vielleicht übersehen haben. Ich mag auch die Herausforderung, ein Foto von etwas zu machen, was bei uns im Hausriff so noch nicht gesehen und fotografiert wurde. Ich bin gerne die designierte Fotografen in einer Gruppe von Tauchern und Taucherinnen und dokumentiere den Tauchgang für die anderen. Während der Rest der Gruppe neue Motive sucht. Es ist dieses Gefühl von Teamwork und gemeinsamen Erfolg, das ich so mag. Es ist ein etwas anderes Tauchen, als vielleicht das ganze Riff zu betauchen oder im Blauwasser Haie zu suchen. Mir macht es aber viel Spaß und das ist immer das Wichtigste. Es muss dir Spaß mache, dir Freude bringen.
Copyright: Text and Fotos Sarah O’Gorman
About the Author: Bettina Winert
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