Die Erläuterung meiner Pläne, mit den Kindern einige Tage in Kairo zu verbringen, sorge für ratlose Gesichter bei vielen meiner  Gesprächspartnerinnen. Nur diejenigen, die Kairo schon besser kennen, verstanden mich. Denn viele Menschen können sich unter Kairo als Urlaubsdestination wenig vorstellen. Die ägyptischen Hauptstadt ist nun auch nicht gerade als klassisches Ziel für Familienurlaube bekannt. Für mich aber hat das total Sinn gemacht. Die beeindruckenden Altertümer, lebendige Basare und die äußerst kinderfreundlichen Ägypter machen die Stadt für mich unglaublich spannend und interessant für die ganzen Familie.

Kairo erfordert Planung

Um die ägyptische Metropole mit Kindern zu erkunden, bedarf es vorab einer Planung. Die Stadt macht es ihren Besucherinnen nämlich nicht so einfach, sie zu erkunden. Einfach losgehen und zu Fuß alles erkunden, ist quasi unmöglich. Kairo ist ein Moloch, der konstant für Autofahrerinnen optimiert wird. Sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchzuschlagen ist sicher auch möglich, es gibt ja auch eine Ubahn. Mir persönlich war das ehrlich gesagt zu anstrengend und die Tage werden dann sehr schnell sehr lang mit Kindern.

Deshalb habe ich mir vorab einen deutschprachigen Tourguide gesucht, der uns mit einem Auto abgeholt und zu den Sehenswürdigkeiten gebracht hat. Amru und seine Firma Amru-Tours kann ich nur allerwärmstens empfehlen. Er hat nicht nur viel erklärt sondern hat mir mit den Kindern geholfen, als wir alleine unterwegs waren. Mit ihm habe ich vorab den Plan abgesprochen, die Kommunikation lieft sehr gut über Whatts App. Einen Tag habe ich mit den Kindern alleine verbracht und mit Uber kommt man in Kairo sehr gut durch. So vermeidest Du Missverständnisse oder das Verhandeln um den Preis.  So sah unser Programm für Kairo aus:

Tag 1: das Historische Kairo

 Zitadelle und Muhammad Ali Moschee

Dieser Teil der ägyptischen Hauptstadt ist für mich der vielleicht der schönste und aufregendste Stadtteil. Nicht ohne Grund ist das islamische Kairo, wie es auch genannt wird, Weltkulturerbe der UNESCO und ohne diesen Teil ist keine Stadtrundfahrt komplett. Diesen Teil der Stadt empfehle ich, gerade mit kleinen Kindern, mit einem Fahrer zu besuchen. Auch wenn wir uns mit Uber nur durch Kairo bewerbt haben, das Chaos an Autos und Menschen ist beeindruckend. Ich glaube nicht, dass ich einen Uber-Faher hier alleine gefunden hätte.

Der Rundgang durch das historische Kairo startete für uns an der Zitadelle mit der Muhammad Ali Moschee. Die Fahrt dorthin geht durch die Stadt der Toten. Hierbei handelt es sich um den Friedhof von Kairo, der sich kilometerweit zieht. Hier befinden sich sowohl die Gräber normaler Ägypter als auch Mausoleen und Grabkammern bekannter Einwohner der Stadt und die Gräber historischer Persönlichkeiten. Auf diesen Gräbern bzw. in Mausoleen und Grabdenkmälern leben 300.000 Menschen. Sie haben sich mit auf diesen Friedhöfen häuslich eingerichtet, sogar Satelittenschüsseln sind zu erkennen. Es gibt Makler, die diese Wohnorte vermitteln. Dann ging es für uns hoch zur Zitadelle. Inhaltliches kann ich euch gar nicht berichten, wir haben uns einfach treiben lassen und die Gebäude und die Aussicht aus uns wirken lassen.

Ältere Kinder haben sicher schon Interesse an der ein oder anderen Sehenswürdigkeit. Unser Ältester ist ein großer Fan von Polizei und Militär, wo auch immer er das herhat. Oben auf der Plattform, von der man diese tolle Aussicht hat, befindet sich ein Kriegs – bzw. Polizeimuseum. Hier sind wir hinein. Es gibt Puppen in Polizeiuniformen aller Epochen. Außerdem Waffen und Bilder von berühmten Einsätzen aus der Geschichte der Stadt. Mein Ding war es nicht so, wobei es einige historische Vorfälle ausgestellt gab, von denen ich nichts wusste.

Besuch auf dem Basar Chan el-Chalili

So stellt man sich Basare in der arabsichen Welt vor. Verwinkelte Gassen, gepflasterte Straßen mit kleinen Geschäften und Street Food Ständen. Dazwischen Händler, Lieferanten, Touristen und Einheimische. Bunt gemischt. Die Luft wabert vor Gerüchen, die Ohren vibrieren von all den Geräuschen und Rufen der Händler. An einem der zahlreichen Stände blieben wir stehen, um Zalabya zu essen. Es handelt sich hierbei um frisierte Minikrapfen, die mit Puderzucker, Schokoladensauce oder Honig serviert werden.

Der Markt wird nicht nur von Touristen besucht. Ja, natürlich gibt es auch die allgegenwärtigen Souvenirhändler, die Andenken anbieten, die wahrscheinlich alle in China produziert werden. Auf dem Gewürzmarkt aber findet man wirklich gute Waren und Produkte. Ein Besuchs im berühmten Restaurant Naguib Mahfouz darf auch nicht fehlen.  Der wahrscheinlich berühmteste Autor Ägyptens hat den Basar in seinem Buch „Khan Al-Khalili“ ein Denkmal gesetzt. Es ist die Geschichte des zweiten Weltkrieges, der Kairo erreicht. Eine Familie aus der Mittelschicht verlässt aus Angst vor deutschen Bomben ihren Wohnort in Kairo und taucht in die engen Gassen des alten Kairos ein.

Mit dem Segelboot auf dem Nil

Nach dem aufregenden Tag in den engen Gassen der Stadt schlossen wir den Tag mit einem Segelboot-Törn auf dem Nil ab. Dank unseres Guides und Fahrers haben wir es aus dem Chaos der Altstadt geschafft, unser Taxi zu finden. Sich hier ganz alleine durchschlagen mit Kindern kann ich echt nicht empfehlen.

Die Fahrt mit dem Segelboot startete auf Höhe des Hotels Kempinski, das zum Stadtteil Downtown gehört. Wir gingen an Board und segelten Richtung Zamalek und zurück. Die Aussicht ist wirklich schön, nach der Hektik waren 20 entspannte Minuten auf dem Boot eine Wohltat.

Ein Abenteuer für die ganze Familie

Ich kann mir natürlich nicht anmaßen, Kairo als Familienziel zu empfehlen. Die ägyptische Hauptstadt ist laut, chaotisch und dreckig. Gleichzeitig ist es ein Ort voller Sehenswürdigkeiten, die Kinder faszinieren. Es ist keine einfache Stadt, gerade für die großen touristischen Ziele finde ich persönlich, dass ein Fahrer fast schon unerlässlich ist. Mir wäre es zu anstrengend gewesen, mich zu orientieren, den Weg zu suchen, ein Taxi zu suchen und alles selber zu verhandeln. So hatten wir mit unserem tollen Guide Amru eine super Hilfe, mussten uns um nichts kümmern. Wer sich aber traut und das alles selber machen möchte, möglich ist es. Ich war am nächsten Tag auch alleine mit den Kindern unterwegs, aber davon berichte ich in meinem nächsten Beitrag.

About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

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