Wohin im Februar?

Im Februar hat unser ältestes Kind Semesterferien. Skifahren gehe ich nicht, ich mag auch keinen Schnee. Alles, was warm, Meer und Sonne ist, kostet dementsprechend viel Geld. Wobei man schon relativ lange fliegen muss, um wirklich Strandwetter zu haben. In Ägypten, der Türkei oder auch den Kanaren ist es noch zu kalt zum Schwimmen, aber die Flüge sind teuer. Also warf ich die Suche der Austrian Airlines an, die mir alle verfügbaren Reisziele im Februar anzeigt. Und fand Neapel. Kurze Besprechung mit dem Mann, check der Apartments und los ging es in die italienische Stadt am Meer.

Neapel, die Stadt mit dem schlechten Ruf

Neapel ruft viele Assoziationen hervor. Pizza ist vielleicht das erste, was den meisten Menschen in den Sinn kommt, wenn sie Neapel hören. Viele denken auch an den wunderbaren Golf von Neapel, die Amalfi Küste oder die vor der Küste liegende Insel Capri sind legendär und prägen das Bild, das viele Menschen von Neapel haben. Natürlich auch der Vesuv, die erhaltene Römerstadt Pompeji – all das kommt einem bei Neapel sofort in den Sinn.

Bekannt ist die Stadt leider auch bekannt für Mafia, Taschendiebe, Schattenwirtschaft, Kriminalität und Müll. Einer der berühmtesten Söhne der Stadt ist der Schriftsteller Roberto Saviano. Mit seinem Buch „Gomorrah“ setzte er seiner Heimatstadt zwar ein faszinierendes Denkmal. Aber viele Menschen aus Neapel nehmen ihm dieses Buch übel, er hätte ihre Stadt in den Dreck gezogen. Die Mafia hat ihn auf ihre Todesliste gesetzt, bis heute lebt der Autor unter Polizeischutz an geheimen, stets wechselnden Orten.

Auch das Müllproblem der Stadt ist legendär. Die Mafia hat dieses Geschäftsfeld für sich entdeckt und über Jahrzehnte Giftmüll illegal in der Natur entsorgt. Da es sehr viele Krebskranke in der Region gibt, leicht die Vermutung Nahe, dass dieses am Müll liegen könnte. Auch an der Mülltrenung hapert es, die Container quellen über und niemand ist da, um diese Mengen an Müll zu entsorgen. Und so gammelt und schimmelet es in den Straßen der Stadt fröhlich vor sich hin.

Ebenfalls steht Neapel in dem Ruf, dass die Stadt langsam allgemein verkommt. Die Gebäude verfallen, in der Peripherie bröckeln die anonymen Hochhäuser vor sich hin.  Aber wie ist es nun wirklich vor Ort?

Ankunft in Neapel

Nach einer problemlosen Anreise mit Flug, Bus und U-Bahn kamen wir an der Piazza Cavour in Neapel an. Wir hatten uns diese Gegend ausgesucht, da sie nahe an der Altstadt und direkt an der Ubahn lag. Oben angekommen traf mich der Schlag. Ich habe schon viele Metropolen in Asien und im Nahen Osten gesehen, viel Chaos, Müll und Dreck. Aber was ich hier, mitten in Europa sah und roch, hat mir echt die Schuhe ausgezogen.



Ein beissender Geruch nach Müll, Verwesung und öffentlicher Toilette empfing uns. Der Weg zum Apartment führte durch Müll. Über all lag er. Auf dem Boden, auf den Bänken, der quoll aus den offenen Containern, stapelte sich in alten Rollwagen aus Supermärkten und lag auf und neben Mülltonnen. Absolut grauenhaft. Mein Partner und ich waren geschockt. Wir gingen in unser Apartment, auch hier war es irgendwie schmuddelig. Toll war die große Dachterasse, aber der Schock sass immer noch tief.

Von unten dröhnte der Sound der Stadt: ein Brummen und Dröhnen der Motoren, untermalt von hupenden Autos und Mopeds. Italien, wie man es sich vorstellt.

Auf Erkundungstour

Wir liessen uns aber nicht abschrecken und zogen los, um die Stadt zu erkunden. Der Hunger war groß, so kehrten wir in die erste Pizzeria ein, die wir fanden. Die Pizzeria Lombardi 1892 zeigt ihren beeindruckenden Pizzabäcker-Stammbaum und als erstes sieht man den bollernden Pizzaofen am Eingang. Leider kam hier der nächste negative Eindruck, auch hier war einfach alles irgendwies angeranzt. Der Tisch klebte, die Flasche mit dem Öl klebte und das Klo war dreckig. Aber die Pizza war grandios gut.  Etwas schicker, ganz sauber aber auch viel teurer war die Pizzeria Concettina ai Tre Santi. Eine sehr hippe Pizzeria in der Nachbarschaft der Piazza Cavour. Bitte unbedingt , am besten am Vorabend, reservieren.

Wir haben uns einfach, so wie wir es immer machen, durch die Stadt treiben lassen.  Generell gibt es wirklich überall etwas zu sehen, einen Plan hatten wir nicht. Was wir ganz nett fanden, waren war die Marina mit dem Hafen und einer kleinen Halbinsel, hier kann man gut sitzen und Pizza essen. Der Preis der Pizza erhöht sich aber mit der Location, schmecken tut sie genau so wie an weniger netten Orten. Dafür war es in der Umgehung viel sauberere als an anderen Orten.



Spontan und schön war auch der Ausflug in die Fußgängerzone der Stadt. Von dort kann man mit einer Schrägbahn in das höher gelegene Viertel fahren.



Anflug nach Pompeji

Schon lange interessiert sicher unser Ältester für die Römer und deren Geschichte und Lebensweise. So war ein Ausflug nach Pompeji natürlich fest eingeplant. Da wir keine Zeit und auch keine Lust hatten, den Tag in Pompeji alleine zu planen und ausserdem nicht unbedingt die Expertinnen in römischer Lebensweise und Geschichte sind, haben wir uns für einen privaten Guide entschieden. Den Tip haben wir vom Blog der Strandfamilie. Nicola hat uns zwei Stunden durch die Ruinen der Stadt geführt, die Geschichte kinngerecht erzählt und den Kindern vieles gezeigt, dass wir wahrscheinlich einfach übersehen hätte. Ausserdem ist die Dynamik mit einer ausstehenden Person auch ganz angenehmen, wenn der Fokus nicht nur auf uns Eltern liegt. Und für uns war die Führung genau so spannend, wie für die Kinder.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Straßen von Neapel

Das eigentlich Schönste an Neapel sind für mich die Straßen. Es spielt sich so viel Leben draußen ab, alles scheint draußen zu passieren. Die engen Straßen sind voller Leben. Straßenhändler, Märkte, Obst – und Gemüstestände und Imbissstände säumen die engen Straßen. In den Gassen wuseln Einheimische, Touristinnen und die allgegenwärtigen Mopeds. Dazu quetschen sich Autos, kleine Lastwagen und die typischen Ape mit denen alles transportiert wird, was in der Stadt so gebraucht wird. Die Kinder von der Hand zu lassen ist also gerade bei kleinen Kindern keine so gute Idee.

Ausflug nach Capri

Eine kurze Fahrt mit der Fähre entfernt liegt die Insel der Reichen und Schönen. Hier liegt kein Müll, kein Verkehrschaos oder Straßenstände. Auf Capri ist alles sauber, ordentlich, geputzt und poliert. Die Straßen sind perfekt, um die Kinder laufen zu lassen, da bis auf kleine elektrische Wagen der Stadt, kein Verkehr in den engen Gassen stattfinden. Nur auf der großen Hauptstraße und einigen kleinen Straßen fahren Autos. Besonders schön ist die Aussicht unterhalb des Krupp Gartens, aber eigentlich ist es einfach überall schön, egal wo man hingeht.









About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

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