Eine Familie mit drei Kindern
Mit mehr als zwei Kindern gilt man in Deutschland und Österreich als Mehrkindfamilie. Da gehören wir nun auch dazu. Paul ist stolze zwei Monate alt und gesellt sich zu seinen Geschwistern Leo (gerade 4 Jahre geworden) und Maja (wird bald 2 Jahre alt). Plötzlich sind wir viele. Es hat sich mit jedem Kind etwas verändert, mal mehr, mal weniger. Wie die Zukunft für mich genau aussieht, was Reisen und Tauchen angeht, das weiß ich noch nicht. Aber ich habe mir mal so meine Gedanken gemacht.
Das erste Kind
Nach dem ersten Kind hatte sich mein persönliches Leben im Alltag eigentlich kaum verändert. Ich konnte weiterhin überall hin, egal ob ins Restaurant, Kaffee trinken, spazieren gehen, in den Park mit Freunden. Alles war so easy wie ohne Kind. Ich habe in Teilzeit gearbeitet, war den halben Tag einfach mal nicht Mutter, habe andere Dinge gemacht. Nach der Arbeit habe ich Leo abgeholt und wir haben ganz viel unternommen. Es war alles fast wir immer, nur halt mit Leo. Mit ihm bin ich alleine nach Teneriffa geflogen, wo ich mit meiner Mutter Urlaub gemacht habe.
Wir sind mit unserem Baby nach Gozo und Ägypten geflogen, haben ganz entspannt Urlaub gemacht. Leo war auch noch ganz klein, er hatte weniger Ansprüche als ältere Kinder.
Nach Kroatien und Slowenien sind wir mit dem Auto gefahren. Ich konnte tauchen, mindestens einer von uns Eltern konnte abends mit Freunden im Restaurant essen, während der andere auf das Kind aufgepasst hat.
Am Wochenende konnte einer von uns sogar ausschlafen oder mit dem Baby ein langes Mittagsschläfchen halten, wenn die Nacht mal kurz war.
Reisen und Alltag mit zwei Kindern
Dann kam Maja. Mit zwei Kindern war mein Leben schon etwas eingeschränkter, aber vieles war noch machbar. Wir sind mit beiden Kindern nach Zypern geflogen, wo ich sogar zwei Tauchgänge gemacht habe.
Mit meiner Mutter war ich mit beiden Kindern auf Teneriffa.
Hier merkte ich bereits, dass länger fliegen mit zwei so kleinen Kindern für mich persönlich schon ziemlich anstrengend ist. Tauchen war ich auf der kanarischen Inseln gar nicht, da ich meine Mutter nicht mit beiden alleine lassen konnte. Um mir ein wenig Freiraum zu verschaffen, habe ich ein junges Mädchen als Babysitterin engagiert. Sie hat mit uns die Nachmittage verbracht und sich viel um Leo gekümmert. So konnte ich schwimmen , mit Maja am Strand dösen oder einfach ein wenig lesen.
In Wien habe ich tagsüber mit meiner Tochter einiges unternommen, da Leo im Kindergarten war. Alleine mit beiden Kindern bin ich allerdings selten ins Café oder ins Restaurant. Nur in Locations direkt an Parks oder Spielplätzen habe ich mich getraut. Immer nur in Begleitung von befreundeten Eltern, die mal einspringen können. Denn alleine auch nur auf Toilette zu gehen, mit zwei so kleinen Kindern, kann schon zur Herausforderung werden. Da wir inzwischen auch Haus und Garten haben, war ich mit Maja viel mehr zu Hause, als mit Leo in der Stadtwohnung. Außerdem haben wir tolle Natur direkt vor der Haustür.
Dann kam Corona und ich war im Lock Down mit beiden Kindern zu Hause, es war am Anfang wirklich schwer. Der Große war nicht ausgelastet, die Kleine brauchte viel Zuwendung. Schwierige Zeiten, für uns alle. Von Reisen oder Tauchen war natürlich gar nicht mehr die Rede. Als sich im Sommer die Situation besserte, fuhren wir nach Italien, was mit zwei Kindern sehr gut geklappt hat.
So konnte ich mit meiner Tochter, nach einem trubeligen Vormittag mal einen wohlverdienten Mittagsschlaf halten, während sich der Mann um Leo kümmerte. Im Herbst bin ich ein Wochenende alleine nach Venedig gefahren, war es ein toller Kurztrip.
Plötzlich sind wir viele
Mit der Geburt im März 2021 von Paul sind wir in eine andere Liga katapultiert worden. Mit zwei Kindern kann man jedes normale Auto fahren, mit 3 muss man umdisponieren. Die Aufteilung – jeder Elternteil ein Kind – geht nicht mehr, irgendwer hat immer zwei Stück zu betreuen. Tauchen war ich bisher auch noch nicht, wobei das gut machbar wäre. Oma und Opa können sich um die beiden Großen kümmern, der Mann kommt samt Baby mit an den See.
Aber bisher hat das Wetter da auch nicht mitgespielt, draußen ist November. Einfach zu kalt und regnerisch, um mit einem Baby entspannt am See zu sitzen. Durch Corona und unsere Wohnsituation mit Haus und Garten, bin ich seit der Geburt eigentlich nur zu Hause gewesen. Wenn ich in die Stadt fahre, dann nur um einkaufen. Selbst wenn die Gastronomie wieder eröffnet hat, muss ich vorher testen, kann also so spontan gar nicht in ein Café. Das schlechte Wetter macht es auch unmöglich, sich draußen hinzusetzten.
Verreisen mit drei Kindern
Nun steht der Sommer vor der Tür und wir überlegen, ob wir wegfahren sollen. Natürlich hat Corona bisher jede Reise verhindert, aber ich kann es mir auch kaum vorstellen. Mit zwei Kindern kann man noch normale Autos mieten oder ein Taxi rufen. Im Flugzeug müssen die Kinder ab zwei Jahren auf einem eigenen Sitz sitzen. Da kleinere Maschinen eher Dreierreihen haben, müsste auch hier einer von uns zwei Kinder alleine betreuen. Wenn beide dann bei Start und Landung einfach nicht sitzenbleiben wollen, wird es für eine Person schnell anstrengend.
Mit drei Kindern muss man logistisch gut planen, um nicht am Flughafen verzweifelt ein Taxi mit 3 Kindersitzen zu suchen. Momentan hat es für mich auch nichts Anziehendes , mit 3 Kindern, in der immer noch angespannten Situation, zu fliegen. Ich erwarte lange Schlangen, Abstandsregelungen und immer die Gefahr, dass es wieder zu Einschränkungen kommen kann. Daher wird es wohl in Urlaub in Österreich werden. Mit unserem Auto können wir auch die drei Kinder transportieren, das ist eine große Erleichterung. Nun müssen wir nur noch etwas suchen, wo alle 5 Familienmitglieder glücklich sein werden.
Was gar nicht so einfach ist. See, Berge, Spielplatz, Ruhe und Erlebnisse zu vereinbaren, das wird die Herausforderung in der Planung. Und natürlich eine Unterkunft zu finden, in der wir alle Platz haben, ohne das Erbe der Kinder durchzubringen. So ändern sich die Zeiten und die Ansprüche.
Mit Kindern ändert sich nichts – oder?
Bei dem Satz könnte ich inzwischen schreien. Doch, alles ändert sich. Alles. Komplett. Nichts ist, wie es mal war. Was mit einem Kind noch machbar war, ist mit drei Kindern für mich unmöglich. Ich persönlich möchte nicht lange mit drei Kindern in einem Café oder Restaurant sitzen, denn ab einem gewissen Zeitpunkt beginnt der Stress.
Einer schreit, einer wirft mit Essen, einer möchte aufessen. Oder gar nicht essen. Wir als Eltern halten dann durch, um nicht die Contenance zu verlieren und wir wollen den Urlaub ja auch genießen. Aber statt durch malerische Altstädte zu bummeln, einen Kaffee zu trinken oder tauchen zu gehen, steht man weltweit auf Spielplätzen rum. Guckt den Kleinen beim Spielen zu, isst abends schnell eine Pizza, bevor die Stimmung kippt und geht schlafen.
Ich bewundere alle, die auch mit kleinen Kindern große Reisen machen. Die Reisen, die ich alleine und auch wir als Paar gemacht haben, die sind zur Zeit unmöglich. Das ist nicht schlimm, aber zu sagen, es hätte sich nichts geändert, stimmt für mich einfach nicht. Langstreckenflüge erscheinen mir momentan so erstrebenswert wie ein Einlauf. Ich möchte nicht mit drei quengelnden Kindern am Check-In und vor der Passkontrolle warten. Am Gepäckband. Auf das Taxi oder auf den Mietwagen in einer Schlagen mit 20 anderen Reisenden. Mir sind all diese Dinge schon länger auf die Nerven gegangen, Corona und drei Kinder haben mich da nicht zuversichtlicher werden lassen.
Wenn ich früher um die halbe Welt geflogen bin, dann vor allem zu tauchen. So zu tauchen, wie ich es liebe, das geht mit so vielen Kindern einfach nicht mehr. Ich träume von meinen geliebten Tauchsafaris, aber die Zeit kommt wieder, wenn die Kinder größer sind. Bis dahin passen wir uns ihren Bedürfnissen an, versuchen es für uns als Eltern so stressfrei wie möglich zu gestalten. Wir genießen jede Sekunde mit den Kindern. Denn die Zeit vergeht so schnell und die Reisen sind einfach nicht mehr so wichtig. Hautsache, wir verbringen Zeit zusammen, egal wo auf dieser Welt.
About the Author: Bettina Winert
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