Unverständnis und Ungläubigkeit schlugen mir entgegen. Sudan? Tobt da nicht ein Bürgerkrieg? Da gibt es doch Piraten.  Mein Vater witzelte, er werde kein Lösegeld zahlen. All das schwirrte mir bei meiner Einreise in Port Sudan  durch den Kopf.  Hinter mir lagen 2 Tage Überfahrt von Port Ghalib, wo die zweiwöchige Tour auf der Royal Evolution in den Tiefen Süden des Roten Meeres bis an die Grenze mit Eritrea startet.

Sudan_Tiefer Süden_Eritrea_Royal Evolution_Hammerhaie

Port Sudan. Leider durften wir nicht an Land.

Port Sudan. Leider durften wir nicht an Land.

Tatsächlich wurde ich entführt. Entführt in eine intakte, atemberaubende Unterwasserwelt.  Überbordende Riffe, Mantarochen, Hammerhaie, das  komplett intakte Wrack der Umbria, große Schulen von Büffelköpfen erwarten die Taucher. Zusätzlich kann man auf den wahrscheinlich höchsten Leuchtturm des Roten Meeres klettern und einen Ausflug auf eine einsame Insel machen. Der relativ hohe Preise der Reise ist absolut gerechtfertigt, denn diese einzigartige Natur und der Luxus der Einsamkeit sind eigentlich unbezahlbar.

Sudan_TieferSüden_Royal_Evolution_Eritrea-9 Sudan_TieferSüden_Royal_Evolution_Eritrea-12 Sudan_TieferSüden_Royal_Evolution_Eritrea-7

Sudan_TieferSüden_Royal_Evolution_Eritrea-23 Sanganeb Lighthouse, Sangaleb Lighthouse

Sudan_Royal Evolutin_Eritrea_Deep South Sudan_Hammerhaie-4

Sudan_TieferSüden_Royal_Evolution_Eritrea-5 Sudan_TieferSüden_Royal_Evolution_Eritrea-16

Nachts spannt sich der Sternenhimmel über das Firmament und belohnt die Geduldigen mit Sternschnuppen, erste Reihe fußfrei.  Für die Einsamkeit, die man hier vorfindet muss, man eigentlich schon bis Indonesien fliegen, denn ab Port Sudan waren wir stets das einzige Schiff.  Begleitet wurden wir nur durch die Möwen, die ab und an eine Pause auf der Riffleine einlegten.

Sudan_TieferSüden_Royal_Evolution_Eritrea-4

Sudan_TieferSüden_Royal_Evolution_Eritrea-26 Sudan_TieferSüden_Royal_Evolution_Eritrea-2120140610-P6101615

Die Sicherheitslage für Taucher auf einem Safariboot ist unbedenklich, die Einreise in den Sudan ist absolut unproblematisch, nur an Land darf man nicht gehen. Es gibt bis dato keine Piraten im Roten Meer und die Brennpunkte im Sudan sind weit weg von der Küste. In Darfur  und im unabhängigen Südsudan kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Dieses humanitäre Drama spielt sich seit über 10 Jahren vor den Augen der Weltgemeinschaft ab, eine Lösung ist nicht in Sicht.

Als selbstkritischer Taucher muss ich sagen, dass der nicht existente Tourismus an der sudanesischen Küste das Rote Meer vor dem Schicksal seines ägyptischen Verwandten bewahrt hat. So wie heutzutage im Sudan sahen die Riffe in Ägypten vor 20 Jahren angeblich auch noch aus. Sollte sich der Tourismus an der sudanesischen Küste jemals entwickeln, kann man nur hoffen, dass der Sudan eine Strategie zum Schutz des Meeres – auch vor uns Tauchern – implementiert.

About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

Schlagworte

Teilen auf

Weitere Blogbeiträge

  • Elba Reef mit der Royal Evolution: Freunde, Freude und drei Jasminpflanzen

    Ägypten, Sudan, Tauchen, Tauchsafari /

    19. Juli 2024

    Was, das ist schon 10 Jahre her? Im Mai hatte ich wieder einmal das Vergnügen, an einer Tauchsafari auf der Royal Evolution teilzunehmen. Dieses Schiff ist eines meiner absoluten Favoriten für Tauchabenteuer […]

    mehr
  • Tauchsafari in Saudi Arabien: das unbekannte Königreich am Roten Meer.

    Saudi Arabien, Tauchen /

    02. Juni 2023

    Das Königreich Saudi Arabien liegt am Roten Meer und ist Touristen nicht wirklich ein Begriff. Denn  strikt islamische Land hat sich dem  Tourismus bisher verweigert. Lediglich muslimische Pilger aus der gesamtem Welt […]

    mehr

Schreibe einene Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Erforderliche Felder sind mit * markiert.