Unverständnis und Ungläubigkeit schlugen mir entgegen. Sudan? Tobt da nicht ein Bürgerkrieg? Da gibt es doch Piraten. Mein Vater witzelte, er werde kein Lösegeld zahlen. All das schwirrte mir bei meiner Einreise in Port Sudan durch den Kopf. Hinter mir lagen 2 Tage Überfahrt von Port Ghalib, wo die zweiwöchige Tour auf der Royal Evolution in den Tiefen Süden des Roten Meeres bis an die Grenze mit Eritrea startet.
Tatsächlich wurde ich entführt. Entführt in eine intakte, atemberaubende Unterwasserwelt. Überbordende Riffe, Mantarochen, Hammerhaie, das komplett intakte Wrack der Umbria, große Schulen von Büffelköpfen erwarten die Taucher. Zusätzlich kann man auf den wahrscheinlich höchsten Leuchtturm des Roten Meeres klettern und einen Ausflug auf eine einsame Insel machen. Der relativ hohe Preise der Reise ist absolut gerechtfertigt, denn diese einzigartige Natur und der Luxus der Einsamkeit sind eigentlich unbezahlbar.
Nachts spannt sich der Sternenhimmel über das Firmament und belohnt die Geduldigen mit Sternschnuppen, erste Reihe fußfrei. Für die Einsamkeit, die man hier vorfindet muss, man eigentlich schon bis Indonesien fliegen, denn ab Port Sudan waren wir stets das einzige Schiff. Begleitet wurden wir nur durch die Möwen, die ab und an eine Pause auf der Riffleine einlegten.
Die Sicherheitslage für Taucher auf einem Safariboot ist unbedenklich, die Einreise in den Sudan ist absolut unproblematisch, nur an Land darf man nicht gehen. Es gibt bis dato keine Piraten im Roten Meer und die Brennpunkte im Sudan sind weit weg von der Küste. In Darfur und im unabhängigen Südsudan kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Dieses humanitäre Drama spielt sich seit über 10 Jahren vor den Augen der Weltgemeinschaft ab, eine Lösung ist nicht in Sicht.
Als selbstkritischer Taucher muss ich sagen, dass der nicht existente Tourismus an der sudanesischen Küste das Rote Meer vor dem Schicksal seines ägyptischen Verwandten bewahrt hat. So wie heutzutage im Sudan sahen die Riffe in Ägypten vor 20 Jahren angeblich auch noch aus. Sollte sich der Tourismus an der sudanesischen Küste jemals entwickeln, kann man nur hoffen, dass der Sudan eine Strategie zum Schutz des Meeres – auch vor uns Tauchern – implementiert.
About the Author: Bettina Winert
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