Taucher sehen die Welt
Oft muss ich mir anhören, dass ich ja auf meinen Reisen von den Ländern nicht so viel sehe, da ich ja die meiste Zeit unter Wasser verbringe. Das ist natürlich nicht ganz unberechtigt. Statt 3 Wochen mit dem Rucksack durch Asien zu trampen, verbringe ich 10 Tage an Board eines Tauchschiffes und nur eine Woche an Land. Dennoch habe ich viel gesehen, meinen Horizont erweitert und viele Freundschaften geschlossen.
Wir Taucher fliegen nach Asien, Südamerika und in weniger touristische Destinationen wie den Sudan. Paradiesische Destinationen wie Raja Ampat, Palau oder Exoten wie Dschibuti kennen wir Taucher von unseren Reisen. Wir lernen fremde Kulturen kennen, haben auf dem ganzen Erdball verteilt Freund und Bekannte.
Sogar die Insel, auf der Teile von Jurassic Park gedreht wurde, habe ich gesehen. Cocos Island kann man eigentlich nur als Taucher besuchen. Das macht dieses Hobby für mich so besonders.
Freunde auf der ganzen Welt
Ich schätze meine weltweiten Freundschaften sehr und pflege sie sorgfältig. Viele dieser wunderbaren Menschen habe ich auf meinen Tauchreisen kennengelernt. Ich habe so die einzigartige Möglichkeit, ein Reiseland durch die Augen der Menschen zu sehen, die ich dort kenne.
Ich durfte bei ihnen und ihren Familien i wohnen, ihren Alltag erleben und ein Teil dieser Familien sein. Diese Art zu reisen lässt mich manchmal vergessen, dass ich nur Gast in diesen Ländern bin.
Durch meine Freunde und Bekannte habe ich viel gelernt. Über ihr Leben, ihre Sorgen, ihren Alltag. Über Politik, Gesellschaft und Kultur. Über arabische Popmusik, indonesische Familienclans, Städteplanung und Religion. Über Toleranz, Miteinander aber auch über Konflikte und Kriege. Über dreckiges Trinkwasser, über ein Leben ohne Strom, ohne Kanalisation und ohne Bildung oder eine Aussicht auf Arbeit. Über Männer, die kaum ihre Familien ernähren können, aber darauf bestehen, mich zu ihrer Familie zum Essen einzuladen. Über Intoleranz, unterschiedliche Ansichten über Sexualität, Frauenrechte und Wissenschaft. Ich habe meinen eigenen Horizont erweitern können und meine Bubble verlassen.
Kulinarische Vielfalt erleben
Essen ist für jeden Taucher und jede Taucherin ein wichtiges Thema, denn Tauchen macht unglaublich hungrig. Durch die vielen Reisen lernt man daher auch automatisch die Küche der besuchten Länder kennen.
Ich bin immer noch fasziniert, was die Köche auf Safaribooten in den winzigen Küchen zaubern und uns Reisenden so ihre Spezialitäten und auch damit ein Stück ihrer Kultur näher bringen.
Die Schattenseiten unserer Welt
Klimaveränderung, Korallenbleiche, Fischsterben, Dürre und Stürme, Armut. Viele von uns kennen diese Begriffe aus den Medien. Wir Taucher haben diese Dinge aber auch in der Realität gesehen. Ausgebleichte Korallen auf den Malediven, extreme Hitze und Wassermangel in Ägypten, Slums in Indonesien. Das alles habe ich vor Ort gesehen. Für mich ist der Klimawandel kein abstraktes Ding aus der Tagesschau. Sondern eine Realität, die ich erlebt habe.
Sind wir ein Teil des Problems?
Selbstkritisch kann man nur sagen: Ja, sind wir. Reisen verschmutzt die Umwelt, Flugzeuge sind einfach nicht gut für unser Klima. Vor Ort greifen wir immer in die Natur ein, wenn wir einen Tauchgang machen. Die Safariboote verpesten die Unterwasswelt mit Abgwässern, Dreck und Lärm. Manche Taucher benehmen sich die die letzten Vandalen, brechen Korallen ab, grabbeln Fische an und sind den Einheimischen gegenüber überheblich.
Die nachhaltigste Reise ist halt immer die, die man nicht macht. Ein häufiges Argument für das Reisen ist, dass die Tourismusbranche Jobs schafft. Genauso kann man aber argumentieren, dass viele Länder komplett abhängig von den Touristen sind. Die Corona-Pandemie hat diese Verletzlichkeit der Wirtschaft in Ländern wie Ägypten oder auch Spanien, deutlich gemacht. Es ist für mich eine Frage, auf die ich noch keine Antwort gefunden habe. Grundsätzlich fühle ich mich mit weniger Reisen ganz wohl. Auf der andren Seite sind wir Taucher Botschafter der Unterwasserwelt, wir wollen sie schützen, erhalten und intakt erleben.
About the Author: Bettina Winert
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AbenteuerFamilieFreundeGlobalHorizontHorizont erweiternInternationalKlimakriseLokalMassentourismusProblemeTourismusUmweltverschmutzung
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