Hast Du unter Wasser keine Angst?

Das ist eine Frage, die ich sehr oft höre. Wenn ich von meinem Lieblingshobby Tauchen erzähle, dann berichten mir viele Menschen schnell von ihren Ängste. Angst vor dem Unbekannten, der Tiefe, den Haien, Fischen, Krebsen, davor abgetrieben zu werden oder zu ertrinken. Von Platzangst, Angst vor Kontrollverlust, Angst vor der Technik oder einfach nur von einem diffusen Unwohlsein auf offenem Meer. Manche haben auch einfach nur großen Respekt vor diesem Sport.

Der Unterschied zwischen Angst und Respekt

Ich selber war auch nicht frei von Ängsten, besonders zu Beginn meiner taucharischen Ausbildung hatte auch ich viele Sorgen. Vor dem Tauchgang machte ich mir Gedanken, ob ich genug Luft haben würde, ob ich eine Panikattacke bekommen würde und ob ich jederzeit wieder auftauchen kann. Im See hatte ich das komische Gefühl, über mir sei eine geschlossene Decke und ich könne nicht raus. Ich hatte Angst vor der Dunkelheit, vor der schlechten Sicht. Davor, meinen Buddy zu verlieren und es alleine nicht wieder an Land zu schaffen.


Diese Ängste habe ich mit der Zeit komplett überwunden. Denn Angst, also echte nackte Angst, am Rande der Panik, ist unter Wasser einfach kein guter Begleiter. Was aber bei mir die Angst ersetzt hast, ist der Respekt. Der Unterschied liegt für mich  im Umgang mit diesen beiden Gefühlen. Sollt ich doch mal wirkliche Angst wieder spüren, würde ich entweder gar nicht erst abtauchen oder den Tauchgang abbrechen. Der Respekt hingegen begleitet mich bei jedem Tauchgang und ist stets ein guter  Ratgeber unter Wasser. 

Warum Respekt so wichtig ist

Wir Taucher sollten  – bei aller Routine – nie den Respekt vor der Naturgewalt, dem feindlichen Lebensraum und den Gefahren unter Wasser verlieren. Ohne den Atemregler sind Taucher schnell tot. Ohne Technik,  Kompass und anderen Hilfsmitteln sind Taucher innerhalb kürzester Zeit unter Wasser im besten Fall verwirrt. Wenn ein Golfer beim Golfen den Schläger verliere, wird er das höchstwahrscheinlich überleben. Wenn beim Tauchgang der Atemregler ausfällt , dann könnte es der letzter Atemzug gewesen sein. Deshalb sollten Taucher sich verschiedenen Szenarien immer ruhig und gelassen vor Augen halten, damit sie  nichts vergessen. Sie müssen immer gut die Ausrüstung kontrollieren, ob alles funktioniert. Wichtig ist es auch, Respekt vor der Natur zu haben und sich unter Wasser zurückhaltend zu verhalten. Taucher sind dort unten nur Gäste und müssen die Natur erhalten, sie nicht zerstören.

Wer sich hinterfragt, taucht sicherer

Sich immer wieder selber hinterfragen, ob man sich mit dem Tauchgang nicht übernimmt. Ob   man auch in größeren Tiefen gut zurecht kommen, ob man bei schlechter Sicht, kaltem Wasser oder starker Strömung in allen Situationen einen kühlen Kopf bewahren kann. Ob man sich in der Lage fühlt, Schwierigkeiten zu meistern. Wenn man das alles in Betracht zieht  und immer noch ruhig bleibt, dann kann man entspannt abtauchen. Spürt ein Taucher nackte Angst aufsteigen, sollte man den Tauchgang eher auslassen. Es kommen noch genug weitere Tauchgänge, die man ganz entspannt machen kann.

 

About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

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