Wie geht es weiter?

Nach langer Zeit setze ich mich auch mal wieder an meinen Laptop und schreibe hier etwas. Denn mir ist es einfach nicht gelungen, in den letzten Wochen kreativ zu sein. Zu schwer wogen die Einschränkungen,  zu wenig Zeit blieb mir neben der Familie, dem Haushalt und einfach dem Leben, um hier noch was zu schreiben. Was soll ich auch schreiben, auf einem Blog für Tauchen und Reisen? Nun kann man auch tauchen gehen, ohne zu verreisen. Aber auch das war während des Lock Downs nicht möglich. Und mit zwei kleinen Menschen, die man nun plötzlich beide 24 Stunden zu Hause hat, sowieso nicht. Nun sind die ganz strikten Beschränkungen vorbei und ich frage mich: Wie wird es weitergehen? Wann werde ich wieder mal abtauchen? Und wo? Unter welchen Umständen? Soll es überhaupt so weitergehen wie bisher? Wird alles anders? Oder doch nicht?

Mein persönlicher Trend: Urlaub in Europa

Ich bin Mutter von 2 kleinen Kindern. Die Zeit, in der ich exotische Tauchreisen nach Afrika, Asien oder Südamerika gemacht habe, sind erstmal vorbei. Das schreibe ich ganz ohne Wehmut oder Frust, sondern ganz sachlich. Mit kleinen Kindern kann  man keine 2 Wochen in den Sudan fahren. Selbst eine Woche nach Ägypten zu fahren, ohne die Familie, setzt ein gutes Netzwerk an Babysittern, Großeltern und einen sehr verständnisvollen Partner voraus. Außerdem braucht es natürlich den Willen, sich überhaupt länger von den kleinen Hosenscheissern zu trennen. Ich kann es mir eigentlich kaum vorstellen, auch wenn ich für diesen Herbst genau das geplant hatte. Aber nun hat es sich ja erledigt.

Ägypten_ Golden_Dolphin_StJohns_Rocky_Tauchsafari

Mit den Kindern ziehen wir als Familie kurze Anreisen vor. Bitte nicht mehr als 5 Stunden Flug, besser noch maximal zwei. Familienfreundliche Flugzeiten, vor Ort darf es ein großer Mietwagen und ein Apartment oder Hotel mit Pool und in Strandnähe sein. So habe ich in den letzten Jahren Malta, Slowenien, Spanien und Zypern für mich entdeckt. Auch in diesen Ländern gibt es tolle Tauchgebiete, dazu viel kulturelles Programm an Land, viel Natur und hervorragendes Essen. In diesen Ländern ist man auch extrem kinderfreundlich, wobei was das angeht, ist Ägypten immer noch mein Favorit. Daher ist es mir persönlich eigentlich völlig egal, dass man momentan keine Reisen mehr machen kann. Ich bin auch zufrieden, wenn ich mit dem Auto an einen See fahren und dort mit den Kindern rumtoben kann. Ich muss mich nicht mehr stundenlang am Flughafen anstellen, an der Sicherheitskontrolle gängeln lassen und mich mit den Kindern in ein Flugzeug quetschen. Ich vermisse gerade gar nichts, ich habe eigentlich schon genug in meinem Leben gesehen. Ich weiss, dass ist meine ganz persönliche, privilegierte Sichtweise auf dieses Problem. Andere vermissen ihre Fernreisen ganz schmerzlich, dass ist mir bewusst.

Raja Ampat Indonesien Tauchsafari, Nemo, Wobbegong, Teppichhai

Corona – eine Chance?

Viele liest man in den Nachrichten und den sozialen Netzwerken über die vermeintlich positiven Seiten der Corona-Krise. Entschleunigen, Innehalten, auf das wesentliche Konzentrieren. Die Natur erholt sich angeblich, die Luft über Delhi und Peking wurde sauberer. Keine Staus, weniger Emissionen durch weniger Autos, Flugzeuge und Kreuzfahrtschiffe. Touristische Hotspots wie Dubrovnik oder Barcelona können sich von dem Ansturm der Touristen erholen und durchschnaufen. In der Arbeitswelt setzt sich für die Privilegierten unter uns das Home Office durch, Pendler verbringen weniger Zeit im Auto oder im Zug. Ich selber gehöre zu denen, die den Lock Down dank Haus mit Garten auch mit 2 kleinen Kindern sehr gut überstanden hat. Schon lange empfinde ich als Reisende den Tourismus immer mehr als etwas Bedrohliches. Zu viele Menschen, zu viele Reisenden, zu viele Instragramer. Over Tourism führt zu Wohnungsknappheit durch steigende Mieten in Hotspots wie Barcelona, Amsterdam oder Prag. An manchen Tagen bekomme ich auch in Wien schon zu viel von den ganzen Reisegruppen in der Innenstadt. Ich empfand die letzen Wochen teilweise als Wohltat. Aus meiner Sicht können die Billigairlines, Kreuzfahrtschiffe und All Inklusive Hotels  verschwinden. Reisen sollte wieder einen Wert haben, wieder etwas Besonderes werden.  Ich hatte selber manchmal das Gefühl, dass ich meine Tauchgänge nur noch „konsumiere“ und nicht mehr als etwas wirklich besonderes wahrnehme. Es gibt auch kein Grundrecht darauf, jedes Wochenende in eine andere Hauptstadt in Europa zu jetten, nur um tolle Fotos auf Instagram hochzuladen. Aber wäre es nicht auch unfair, wenn Reisen nur noch den Wohlhabenden möglich ist? Und was ist mit den Arbeitsplätzen, die am Tourismus hängen? Ist es gerecht, wenn diese wegfallen? Müssen wir auf die tollen Tauchgänge in Ägypten oder Indonesien verzichten?  Oder ist es langfristig nachhaltiger, wenn sich jedes Land auf Touristen aus dem Inland fokussiert und es einfach weniger internationale Reisenden gibt? Ich habe da bisher keine für mich endgültige Antwort gefunden. Außerdem ist Reisen doch wirklich ein Luxusproblem, wenn man sich das Ausmaß der Krise ansieht.

 

Urlaub zu Hause: Eine echte Alternative.

Wie ich oben geschrieben habe, ich habe mich schon vor einiger Zeit entschieden, in den nächsten Jahren eher in Europa zu reisen. Ich kann mir aber auch vorstellen, auf Reisen in Europa für eine Weile zu verzichten und nur noch in Österreich zu reisen und zu tauchen. Ich gehe schon lange gerne in den Seen unter die Oberfläche und liebe es, hier zu tauchen und zu schnorcheln. Ich bin zufrieden, wenn ich auch mal Urlaub im Garten mache, denn es gibt immer genug zu tun. Wenn mich die Sehnsucht doch packt, dann hüpfe ich in den Neufelder See. Oder fahre ein wenig mit dem Auto und tauche im traumhaften Salzkammergut ab. Möglichkeiten gibt es genug, sowohl an Land oder auch unter Wasser. Wenn die Grenzen dann wieder offen sind, kann ich mich immer noch ins Auto setzen und ans Meer fahren. Es geht, es ist auch mit kleinen Kindern machbar. Ich möchte schon länger auf Fernreisen verzichten und es gelingt mir, in meiner Situation, sehr gut. Dennoch schweife ich mit meinen Gedanken immer wieder zu den Menschen, die vom Tourismus leben. Deren Existenz gefährdet ist. Und ich glaube leider nicht daran, dass es dank Corona ein generelles Umdenken der Menschen, der Wirtschaft geben wird. Dafür ist im Tourismus zu viel Geld und es weckt zu viele Begehrlichkeiten. Ganze Länder haben ihr Geschäftsmodel auf den Touristen aufgebaut und werden nicht so einfach umschwenken. Ausser sie sind gezwungen, sich neue Strategien zu überlegen. Dann hat dieses doofe Virus vielleicht doch etwas bewirkt.

About the Author: Bettina Winert

Mutter von 3 Kindern, im Exil in Wien lebend. Autorin, Taucherin und begeisterte Gärtnerin.

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