Abenteuer Timor-Leste: Reise in die Anfänge des Tauchsports

Ich erinnere mich noch dunkel an meinen ersten Maledivenurlaub, Ende des letzten Jahrtausends. Das Essen bot wenig Abwechslung, die Kartoffeln schmeckten leicht modrig, das Leitungswasser war brackig, die Fenster hatten keine Scheiben und der Ventilator sorgte für wenig Abkühlung. Von Handy- oder sogar Internetempfang haben wir noch gar nicht geträumt.  Das Entertainment der Taucherinnen und Taucher bestand aus Krabbenrennen und Gesprächen. Dabei  ich fühlte mich wie im Paradies 😊 

Seitdem ist viel Zeit vergangen und wir haben uns daran gewöhnt, dass wir auch in den entlegenen Tauchdestinationen luxuriöse Bungalows mit Aircondition, hübschen Sonnenliegen und W-Lan vorfinden. Eine Auswahl an einheimischen und internationalen Gerichten in den Restaurants ist quasi Standard. Unsere Tauchsachen werden uns von einer freundlichen Crew hinterhergetragen und auch noch täglich gespült. Und man wird ja auch älter und genießt gerne mal ein bisschen Luxus. Also ich zumindest, das gebe ich zu. 

Geheimtips für Taucher?

Aber gibt es noch diese unentdeckten Ecken und echten Geheimtipps auf diesem Planeten? In denen nicht alles schon entwickelt, standardisiert und für das zahlungskräftige Klientel aufgebaut wurde? Irgendwann hatte ich Osttimor schon mal gehört und als ich begann, meine 2-monatige Reise durch Indonesien zu planen, kam die Frage auf, ob ich mir nicht mal ein Tauchresort in Timor-Leste anschauen möchte.  Schien ein Geheimtipp zu sein und noch recht unberührt. Viele Fragen kamen auf: Ist das auf der indonesischen Seite und was genau ist eigentlich die nicht-indonesische Seite von Timor? Und wieso gibt es da schon seit Jahren ein Tauchresort von einem Deutschen aber sonst so gut wie nichts? Wie kommt man da eigentlich hin und ist es dort  sicher? Fragen auf die sich im Internet nur bedingt Antworten finden lassen und so entschloss ich mich, zu einem Abenteuer Trip nach Timor-Leste. Ein junges Land mit einer traurigen Geschichte und unglaublich zufriedenen und freundlichen Menschen.

Anreise und erste Tauchgänge vor  Dili

Der Flughafen von Timor-Leste befindet sich in Dili. Direktflüge nach Dili gab es zu meiner Überraschung nicht nur von Darwin (Australien) sondern auch von Denpasar (Bali), zwei Flüge pro Tag. Ich entschied mich für den Hinflug mit Aero Dili und den Rückflug mit Citylink. Gebucht wird bequem online. Beide Flüge waren absolut in Ordnung und dauern knapp 2 Stunden. Die Einreise in Dili war einfach und schnell, für Europäer gibt es ein kostenfreies Visum für 30 Tage bei Einreise. 

Eine Weiterreise am gleichen Tag zur Insel Atauro ist in der Regel nicht möglich, die Fähren gehen nicht täglich. So blieb ich in Dili und machte mit Compass Diving ein paar Tauchgänge von Land aus.

Tauchen in Dili

Das Tauchen per Pick-Up Truck ist simpel, für das Equipment wird eine Plane ausgebreitet.  Compass Diving bringt ausreichend gekühltes Trinkwasser in wiederverwendbaren Trinkflaschen mit und es gibt sogar ein paar Campingstühle für das Briefing. Aber Duschen, Toiletten oder ähnliches sucht man natürlich vergeblich. Die Strände waren leider komplett vermüllt mit Tonnen von Plastik.

Obwohl Januar nicht die ideal Zeit zum Tauchen ist, hatte ich Glück mit dem Wetter. Einige  Minuten vom Zentrum Dilis entfernt gibt es zwei tolle Tauchplätze. Dili Rock bietet eine Sandfläche zum Muck-Diving. Das Wasser war warm und klar, die Sonne strahlte durch die Wasseroberfläche auf den hellen Sand. So konnten wir die Bewohner wie unterschiedliche Geisterpfeifenfische, Nacktschnecken, Kofferfische, juvenile Fledermausfische und Krabben gemütlich bewundern. Am Ende des Tauchplatzes stießen wir dann auf ein Riff mit Schwärmen von Süßlippen und Bengalen Schnappern sowie einigen Drachenköpfen und Fangschreckenkrebse.

Der zweite  Tauchgang bei Christo Rey, unterhalb der berühmten Christus Statue ist ein buntes Riff mit Schwärmen von kleineren Korallenfischen.

Der Einstieg von Land ist allerdings mit einer kleinen Wanderung übers Riffdach verbunden und vom Boot aus sicher komfortabler.

Unterkunft  in Dili

Gewohnt habe ich recht luxuriös im Hotel Timor im Zentrum von Dili.  Mein Zimmer war riesig mit modernem Bad, Safe, Minibar und ausreichend Schrank- und Ablagefläche. Essentiell ist die Klimaanlage im Zimmer. Anfang Januar war es hier schon unglaublich heiß und die Luftfeuchtigkeit lag auch ohne Regen bei gefühlten 500%.

Der Pool im Innenhof bot kaum eine Abkühlung und auch die Sonnenschirme über den Liegen machten die Hitze nicht erträglicher. Das Restaurant war dafür etwas zu sehr gekühlt für meinen Geschmack, aber es ist eben kein Tauchresort sondern ein Stadthotel. Trotzdem wurde ich nicht rausgeworfen als ich am zweiten Tag nach dem Tauchen mit meinen salzig-sandigen Tauchsachen durch die Halle und zum Pool marschierte, um mein Equipment zu spülen. Als Unterkunft für einige Tage Tauchen und im Oktober und November für Whalewatching ist das kleine Resort von Dive Timor Lorosae dann doch gemütlicher und bietet eine bessere Logistik für Taucher und Schnorchler. Sie führen auch Bootstauchgänge um Dili herum durch und fahren natürlich auch regelmäßig die Plätze rund um Atauro an. Compass Diving bietet die Tauchgänge in Dili vor allem für die dort lebenden Expats an, der Fokus liegt auf Tauchen in Atauro und dort betreiben sie ebenfalls ein kleines Tauchresort. 

Weiterreise nach Atauro

Die Insel Atauro liegt ca. 30km vor der Küste Dilis und ist schon fast ein  Synonym für Tauchen in Timor-Leste. Zumindest bei den wenigen Menschen, die das Land überhaupt schon bereist haben. Der Deutsche Volker Katzung hat hier mit seiner kenianischen Frau Saffy vor über 8 Jahren das kleine  Dive-Resort „Atauro Dive Resort“ gebaut.  Das Resort kommt ohne Schick-Schnack aus, hier geht es wirklich ums Tauchen an einsamen Tauchplätzen und nicht um das Drumherum.

Die Anreise erfolgt per Fähre, Kleinstflugzeug oder Fischerboot. Es gibt 3 Fähren die in 1 bis 3 Stunden mehr oder weniger zuverlässig nach Atauro kommen, sie fahren aber nicht täglich.  Ein Kleinstflugzeug landet 2x pro Woche auf einer kleinen Sandpiste, sofern es nicht anderweitig gebraucht wird. Die Möglichkeit mit einem lokalen Fischerboot früh um 3 Uhr von Atauro nach Dili überzusetzen würde ich jetzt einfach mal von der Liste streichen. 

Das Atauro Dive Resort

Ich kam mit dem Dragon Boat recht komfortabel vormittags am Steg von Beloy an und wurde von Volker mit dem Pick up abgeholt.

Dieser Service ist nicht unbedingt selbstverständlich, von vielen Backpackern wird der knappe Kilometer entlang der Staubstraße zu Fuß zurückgelegt. Mit meinem Tauchgepäck wäre das aber etwas mühsam gewesen. Gewohnt habe ich in einem der neueren Bungalows, es gibt auch ein Mehrbettzimmer. Die Bungalows haben laut Homepage ein eigenes Bad, aber das beinhaltet nicht das WC.

Hier müssen die Kunden sich genau informieren und die Information ist nicht ganz eindeutig auf der Homepage zu finden. Das Resort wird als ökologisch und nachhaltig beworben. So gibt es zwei Kompost-Toiletten, die von den Gästen gemeinsam genutzt werden.

Das Wasser kommt aus einer eigenen Quelle und ist daher mal mehr, mal weniger salzig. Klimaanlage gibt es keine. Das Essen wird in so gr0ßen Portionen serviert, dass auch die hungrigsten Backpacker satt werden. Frische Früchte oder Säfte gab es leider keine, kaltes Bier und warmer Kaffee und Ingwertee waren dafür reichlich vorhanden. Die gemeinschaftlichen Räume sind so funktional eingerichtet, wie die Unterkünfte.

Das Wesentliche: Die Tauchplätze

Wer Tauchen in einem unberührten Gebiet als  Luxus genug erachtet, der ist hier richtig! Denn wir hatten die Tauchplätze für uns alleine. Die grandiosen Steilwände und sensationellen Korallenriffe sind definitiv Weltklasse. Bei 30 Grad und mit Sichtweiten zwischen 15 und 30m trieben wir entlang der farbenfrohen Felder von Hart- und Weichkorallen aller Arten und durch die unzähligen Schwärme von kleinsten bunten Riff-Fischen, Süßlippen, Schnappern und Rotzahndrückern.

Unser Highlight war sicher der riesige Barakudaschwarm und zwei Adlerrochen. Haie und andere Raubfische sind eher eine Seltenheit, dafür kann man auf den Bootsfahrten ganzjährig die Schulen von Delfinen, Melonenkopf- und Pilotwalen sehen. Die Hauptsaison für Timor-Leste ist aber definitiv Oktober, November wenn die Pygmi-Blauwale vorbeiziehen und auch Pottwale sieht man öfter.    

Ich würde das Atauro Dive Resort als sehr einfache Unterkunft mit erstklassigem Tauchen bezeichnen, die beiden Speedboote sind modern und sicher und man erreicht alle Tauchplätze um Atauro in 5 bis 70 min. Fahrzeit. Generell ist Timor mit dem USD als Währung nicht günstig, dafür ist aber die Unterkunft hier noch recht preiswert. Die Preise das Tauchen sind für die guten Boote und kleinen Gruppen immer noch angemessen.

Wo man noch übernachten kann

Das Nachbar-Resort von Compass Diving begann als Glamping Camp, hat aber inzwischen auch einige Bungalows mit eigenem Bad und Toilette mit Wasserspülung im Zimmer. Diese verfügen auch über Klimaanlagen.  Diese luxuriösen Unterkünfte sind aufwändiger ausgestattet und hochpreisig. Das Essen bietet  mehr Auswahl und die Guides und Manager aus Malaysia sind professionell und dienstleistungsorientiert.

Fazit Atauro: Yay oder nay?

Das Potential für diese Insel mit ihren sensationellen Tauchplätzen ist ist vorhanden. Die Infrastruktur ist aber einfach rudimentär, dass muss jedem Reisenden bewusst sein.  Die offizielle Stromversorgung funktioniert ca. 8 Stunden täglich, die Resorts füllen die Lücken mit Solar und Generatoren. Was nicht immer klappt, dann gibt es halt mal gar keine Strom. Wenn das Boot von Dili nicht kommt, gibt es auch mal eine Woche lang keine Milch im Resort.

Hier ist alles langsamer, die Zeit steht manchmal geradezu still. Was in unserer hektischen Welt mit andauernder Verfügbarkeit aller Dinge und dem Wunsch nach Luxus eine reine Wohltat ist. Wer auf der Suche nach Abenteuer und spektakulären Tauchplätzen ist, dem kann ich nur sagen: Auf nach Timor-Leste –es fühlt sich an wie  eine Zeitreisen!  

About the Author: Micha Söffner

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